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  • kaept'n finn

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TheCOP schrieb am 26.04.2022 10:33:

Aufgrund der Sanktionen unmittelbar zusammenbrechen wird weder der Westen noch Russland. Wieso dies bei Russland nicht der Fall ist, hast du beschrieben und der Westen wird nicht zusammenbrechen weil er die Russischen Güter auf die er angewiesen ist (Gas & Öl) gar nicht erst sanktioniert. Russland seinerseits hat aber auch nicht die Möglichkeit den Westen einfach so davon abzuschneiden denn auch Russland braucht das (westliche) Geld um zu überleben. Ersatzhandelspartner wie China sind zwar Möglich, aber das wäre dann einfach ein Ringhandel: Russland beliefert China, das braucht dann nicht mehr so viel Öl aus dem mittleren Osten und die verkaufen verstärkt in den Westen, ein Nullsummenspiel bei dem der Ölpreis zwar höher liegen dürfte als davor, aber nicht lebensbedrohlich hoch.

Nein, die Sanktionen werden langfristig wirken. Russland verliert technisch den Anschluss und dies wirkt sich dann in alle Wirtschaftsbereiche aus - beispielsweise auch in die zitierte Landwirtschaft die dann unter Umständen moderne Maschinen nicht mehr herstellen/reparieren kann und daher auf ältere Maschinen umsteigen muss was dann Auswirkungen auf die erzielte Produktion/Gewinne hat. Weniger Gewinne bedeuten wieder weniger Investitionen und weniger Geld für eigenen Fortschritt.

Das ist durchaus auch eine mögliche Entwicklung, die ich nicht ausschliessen will. Ich sehe unsere eigene Situation aber als deutlich bedrohlicher an. Vor allem, da die USA bereits damit anfangen, sich weiter mit China anzulegen (Zweifrontenkrieg klingt für mich immer wie ein mieser Plan. Gerade Deutschland hat damit ja wiederholt schlechte Erfahrungen gemacht ;-)): Sanktionsdrohungen, weil sie weiterhin mit Russland zusammenarbeiten, der Überraschungsbesuch von Lindsey Graham und Bob Menendez in Taiwan am 14.4, Drohungen gegen die Salomonen wegen ihres Sicherheitsabkommens mit China, etc. Es könnte also durchaus passieren, dass da noch ein wichtiges Kettenglied in deinem erwähnten "Ringhandel" wegbricht. Dann sähe die Situation schon deutlich ungünstiger für uns aus - selbst wenn du in allen anderen Punkten Recht behältst.

Aber wir wissen ja, Vorhersagen sind nicht leicht zu machen. Besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Es bleibt abzuwarten, wessen Einschätzung hier letztendlich näher an den Realitäten liegt.

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