DasWoelfchen schrieb am 08.01.2024 19:09:
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Bitschnipser schrieb am 08.01.2024 12:52:
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Dabei war der Beginn die (im Gegensatz zur Zusage) Erweiterung der NATO durch den Westen,
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Es gab keine Zusage.
Nur eine ziemlich unverbindliche Absichtserklärung, die hinfällig war, als Russland wieder auf Konfrontation gegangen ist.
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Zunächst einmal, um das klar zu stellen, bedürfen Internationale Übereinkommen nicht der Schriftform:
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Agreements
The term "agreement" can have a generic and a specific meaning. It also has acquired a special meaning in the law of regional economic integration.
Agreement as a generic term: The 1969 Vienna Convention on the Law of Treaties employs the term "international agreement" in its broadest sense. On the one hand, it defines treaties as "international agreements" with certain characteristics. On the other hand, it employs the term "international agreements" for instruments, which do not meet its definition of "treaty". Its Art.3 refers also to "international agreements not in written form". Although such oral agreements may be rare, they can have the same binding force as treaties, depending on the intention of the parties. An example of an oral agreement might be a promise made by the Minister of Foreign Affairs of one State to his counterpart of another State. The term "international agreement" in its generic sense consequently embraces the widest range of international instruments.
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https://treaties.un.org/Pages/overview.aspx?path=overview/definition/page1_en.xml
Und das ist z.B. "versprochen" worden:
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The first concrete assurances by Western leaders on NATO began on January 31, 1990, when West German Foreign Minister Hans-Dietrich Genscher opened the bidding with a major public speech at Tutzing, in Bavaria, on German unification. The U.S. Embassy in Bonn (see Document 1) informed Washington that Genscher made clear “that the changes in Eastern Europe and the German unification process must not lead to an ‘impairment of Soviet security interests.’ Therefore, NATO should rule out an ‘expansion of its territory towards the east, i.e. moving it closer to the Soviet borders.’” The Bonn cable also noted Genscher’s proposal to leave the East German territory out of NATO military structures even in a unified Germany in NATO.[3]
The former idea about “closer to the Soviet borders” is written down not in treaties but in multiple memoranda of conversation between the Soviets and the highest-level Western interlocutors (Genscher, Kohl, Baker, Gates, Bush, Mitterrand, Thatcher, Major, Woerner, and others) offering assurances throughout 1990 and into 1991 about protecting Soviet security interests and including the USSR in new European security structures. The two issues were related but not the same. Subsequent analysis sometimes conflated the two and argued that the discussion did not involve all of Europe. The documents published below show clearly that it did.
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Memoranden sind lediglich Aufzeichnungen geführter Gespräche.
Ohne Ratifizierung durchs Parlament sind diese Vereinbarungen ohnehin nicht verbindlich; die Seiten halten sich an solche unverbindlichen Vereinbarungen immer und genau so lange, wie sie beiden Seiten Vorteile bieten.
Die NATO hat stattdessen klar gesagt, sie stationiert nur ein paar tausend Soldaten in jedem Land. Eben, damit es keine militärische Bedrohung für Russland wird. Da haben sie sich auch dran gehalten.
Russland war damit sogar einverstanden, sogar noch unter Putin. Die Klage über die NATO-Einkreisung kam erst, als Putin eine Begründung für die imperialistische Expansion brauchte - und da ist natülrich klar, dass ihn die NATO-Expansion stört, er kann die ehemaligen Ostblockstaaten dann ja nicht mehr einfach so einen nach dem anderen überrollen.
Genau aus diesem Grund wollten diese Staaten ja auch so dringend in die NATO rein - das war nicht die NATO, die expandiert ist, das waren die Nachbarstaaten, die heftig und dringend an die Tür geklopft haben und dringend reinwollten. Die haben den russischen imperialistischen Revisionismus halt viel früher als bitter Ernst zu nehmen erkannt als die Staaten weiter im Westen, die Russland bis dahin nur als verlässlichen Vertragspartner selbst im Konfliktfall kannten und mangels direkter Einsicht in die russische Innenpolitik so schnell nicht von dieser Meinung abgegangen sind.
nsarchive scheint sowieso eine etwas einseitige Auswahl an Texten zu machen, das ist lauter Zeug, das demonstriert (oder demonstrieren soll), wie doll böse die US-Außenpolitik ist.
Da besteht dann immer die Gefahr, dass die Zitate genau so ausgewählt sind, dass eine bestimmte Sichtweise gestützt wird, und das, was die Gegenposition untermauert, wird stillschweigend unter den Tisch fallen gelassen, und schon hat man wunderbare Propaganda.
Ist aber nur eine Vermutung, ich müsste da jetzt sehr, sehr tief hineinrecherchieren, und dafür reicht meine Zeit einfach nicht.