Wir erleben seit geraumer Zeit eine kontinuierliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Das Wichtigste ist das Absinken des realen Lohnniveaus insbesondere auch für qualifizierte Berufe. Das Zweite ist das Ansteigen der Abgabenlast, so dass vom geringeren Brutto noch viel weniger Netto bleibt. Diese Entwicklung zieht sich ungefähr seit der Reagan-Präsidentschaft in den USA hin.
Besonders interessant daran ist, dass das mit der Zustimmung der Bevölkerung möglich war. Das ermöglichte eine breite Begleitung durch eine Medienkampagne, die sich insbesondere gegen Gewerkschaften und Lohnforderungen richtete. Gerne genommen die berühmte „Lohn-Preis-Spirale“ aber auch „Bündnisse für Arbeit“, also Lohnverzicht, um Arbeitsplätze zu schützen, die dann dennoch verloren gingen.
Die Kampagne gegen Lohnforderungen und Streiks setzt sich bis heute fort, aktuell im Bahntarifkonflikt, in dem breite Teile der Medien und der Bevölkerung das Streikrecht infrage stellen („bei Infrastruktur soll man nicht streiken dürfen!“). Und das im Angesicht von Lohnfordrungen, die nicht einmal die Hälfte des Preisanstiegs ausmachen.
Interessant ist auch, dass immer stärker gefordert wird, die Löhne für qualifizierte und unqualifizierte Arbeit anzugleichen. Das passiert, indem man „Sockelbeträge“ vereinbart, also für höhere Löhne kleinere Steigerungen vorsieht. Diese Entwicklung führt mittelfristig dazu, dass Akademiker dasselbe Gehalt bekommen wie Ungelernte. Was die Frage aufwirft, was denn die Akademiker motivieren sollte, in ihre Ausbildung zu investieren?
Die Folge ist inzwischen auch schon sichtbar. Immer mehr hoch Qualifizierte verlassen das Niedriglohnland Deutschland in Richtung von Ländern mit fairerer Bezahlung und wo staatliche Leistungen den Belastungen angemessen sind.
Das Absinken de Löhne ist schon weit fortgeschritten, was man daran sehen kann, dass es immer schwieriger wird, trotz Mindestlohn als Alleinverdiener einer Familie mehr zu verdienen, als das Bürgergeld ausmacht.
Der Verfall der Arbeitsbedingungen entspricht insofern einem Wunsch der Massen. Auch wenn dieser Wunsch von neoliberalen Medienkampagnen mit linker Unterstützung einsuggeriert wurde.