Allerdings ist es den Aufwand nicht wert. Der Artikel ist ein
Musterbeispiel dafür, dass ein Schreiber sich keinerlei Gedanken
darüber macht, wie schwer er es dem Leser macht. Kürzere und
besser gegliederte Sätze, allgemeinverständtliche Begriffe,
ein klarer roter Faden hätten schon eine Menge gebracht (nicht
zuletzt vielleicht auch eine größere Menge an Lesern, die
"durchhalten").
Ein Absatz, den Du verpasst hast, zeigt allerdings einen
bemerkenswerten Fall von Schwarzweißdenken beim Autor:
"So war es kein Wunder, dass eine positive Besetzung des Begriffs
Europa misslang, ... und die eingangs vom Moderator provokativ gemeinte
Frage nach Freund und Feind unbeantwortet und ungehört im Raum
verhallte. ... haben Europa und seine Denker offenbar das Politische
vergessen. Sie kennen keine Feinde mehr, weder innere noch
äußere, und infolgedessen auch keine
"Schurkenstaaten". Nicht nur in dieser Frage erweist sich
Amerika als Avantgarde und Speerspitze einer "Hegemonie neuen
Typs". Es weiß, Freund und Feind genau zu unterscheiden und
sie räumlich zu verorten. "
Funktioniert eine "Ich-Definition" also nur über das
"Du bist mein Feind"-Schema? Oder die Politk, die hier mit
"Feinderkennung" gleichgesetzt wird? Und zwar den
mit-menschlichen Feind, der irgendwo wohnt ("räumlich
verortet") und unterworfen werden kann und muß
("Hegemonie neuen Typs")?
Leseratte