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Avatar von joribo
  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

Re: Es gibt gleich mehrere Gründe keine Höhenwindkraftwerke zu bauen...

Das kann ich weitestgehend bestätigen.
Ich war 38 Jahre in der Windkraft, uA Abteilungsleiter Konstruktion & Entwicklung, Vater zahlreicher Anlagen bis 7MW hoch.
Diese Höhenwindgeschichten und alles was am Seil hängt, ist eben nicht kompatibel mit dem Luftverkehr und erfordert spezielle und aufwendige Technik zum Einholen bei schwachem Wind. Dazu kommt, dass das Seil durch Winddruck und Eigengewicht durchhängt und eine sehr weiche Feder bildet, die der Drachen dann in seiner Zug-Phase erstmal straffen muss. Diese Energie kommt wieder, ist sowas wie mechanische Blindleistung, entkoppelt aber Drachen und Boden-Generator. Man braucht sich nur mal das Seil beim Windenstart eines Segelflugzeugs ansehen. Das hängt dermassen durch dass es fast waagerecht an der Winde ankommt, Flugzeug oben 450m höher. Winddruck und Eigengewicht.
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Höhenwind in ganz grossen Höhen, also sowas wie 11km, mag stark sein ist aber nicht mit Seilen zu ereichen und da ist so niedrige Luftdichte dass dies viel von der Windgeschwindigkeit kaputt macht.
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Das Gradienten-Gesetz, nach dem die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zunimmt, gilt nur bis etwa 150m Höhe, dann kommt man in den Einflussbereich der Ekmann-Schicht. Es ist ja gerade der Trick dass man Turmhöhen baut wo der Rotor in einem Bereich durch diese Ekmannschicht verringertem Gradienten läuft und dadurch im Rotor weniger Windscherung ist. Und somit weniger Lasten auf den Antriebstrang. Viele der Höhenwindfreaks glauben aber dass man das "hoch ein siebtel"-Gesetz bis in mehrere hunderte Meter verwenden kann. Ist aber nicht so und ein professioneller Meteorologe kann dem Windfreak die exakte Wirklichkeit erklären.
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In letzter Zeit sind viele Zeitungsenten und Hypen um Höhenwindkraftwerke und alles was fliegt entstanden. Auch ein Rotor-Zugseil-Windkraftwerk wurde in der Presse breitgetreten und der Erfinder versprach lautstark 3 cent/kWh Stromkosten.
Dazu eine wahre Geschichte:
Ein Privatpilot, Fluglehrer mit mehreren PPL-Scheinen, und einer seiner Segelflug-Schüler, beide fit in Aerodynamik, haben das Rotorwindkraftwerk nachgerechnet. Mit etwa 3-4 Manntagen Arbeit, alle wichtigen Formeln der Mechanik und Aerodynamik in ein grosses Excel. Und was kam raus? Es geht gar nicht! Es wurden elementare Fehler in der Auslegung gefunden. Ich weiss nicht ob man das dem Erfinder vorgelegt hat. Auf jeden Fall verschwand das Projekt spurlos.
Und genau wie das Rotor-Höhenwindkraftwerk nicht haltbar war, so sind auch viele andere Hypen nicht machbar. Oder beim näheren Analysieren fallen sie unter die Wirtschaftlichkeit ganz normaler WKA. Damit sind sie tot, denn..."Das Bessere ist der Feind des Guten"
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Ganz was anderes sind Hilfssegel für Schiffe, auch fliegende Drachen, die da 8-Figuren fliegen (die hohe Geschwindigkeit macht erst die richtige Zugkraft). Genau wie ein Spinnaker wirklich funktioniert und etabliert ist bei Seglern, so "funktionieren" auch solche Drachen-Besegelungen zum Spritsparen beim Schiff. Dagegen hätte ich also keine Einwände.

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