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  • iDog

532 Beiträge seit 03.04.2017

Die Funktion der unkritischen Kritik

Wenn die Welt nicht in das Chaos eines neues Mittelalter versinken soll

Aber warum soll sie das nicht ?
Wer nicht erklären kann oder es sich spart, weil er auf den landläufigen Mythos setzte, was denn so schlimm am angeblich so dunklen Mittelalter war, nämlich der Zeit zwischen dem Untergang des römischen Reiches und einer erneuten, zentralisierten Ermächtigung und also überregionalen Herrschaft, der wird seine Gründe haben, oder zumindest kann man von ihm verlangen darzulegen, was denn nun heute so viel besser sein soll als im ach so schrecklichen Mittelalter. usw.

Eine Plattitüde also diese Verteidigung eines »universalen Rechtssystems« mit langem Umweg über Kant und nichts anderes als die implizierte Verteidigung einer universalen Herrschaft. (So wie bei Kant?) Denn selbst in einer waschechten Demokratie, einer, in der die Bevölkerung sich selber das Rechtssystem, das es befolgen möchte, gibt, kann dieses nie universal sein, sondern ist nicht nur durch regionale und kulturelle Bedingungen geprägt, sondern auch eine dynamische Debatte der Vielen und nicht statisches Recht.
Ganz realistisch betrachtet, kann von einer existierenden Demokratie aber natürlich nicht ausgegangen werden. Das weiß auch der Autor des Artikels. Welche universale Herrschaft er uns also andienen möchte bleibt sein Geheimnis. Oder sollte ein »universalen Rechtssystems« das Recht auf Herrschaft selbst sein?

Zu Kant an sich, der hier in seiner hervorragenden Funktion des unkritischen Kritikers benutzt wird, wäre zu sagen, dass er der schlechthin Unheilbare und Unbelehrbare ist, denn er verteidigt stets den Glauben gegen das Wissen. Insofern ist er nicht nur antiquiert reaktionär und antiaufklärerisch, sondern unfähig Moral oder Glauben, an was auch immer, zu kritisieren. Er muss daher die reine Vernunft "kritisieren", denn sie ist immer an einen festen Glauben und Sinn gebunden und kann diesen nicht in Frage stellen. Kant wird damit der "Philosoph" der bestehenden Herrschaftsverhältnisse, die wir mit Hilfe der reinen Vernunft nicht in Frage stellen können, dürfen und sollen.
Dass die Herrschaftsverhältnisse aber keineswegs unumstößlich sind, wusste er anscheinend nicht oder hat es verschwiegen. Wie der Autor des Artikels.

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