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  • DJ Doena

mehr als 1000 Beiträge seit 10.12.2001

Marzahner von 1984-2002

Meine Mutter und ich (6) sind 1984 aus dem Friedrichshain, 5. Etage mit Kohleofen nach Marzahn (Die Ecke, was heute die Wuhletalstraße ist) gezogen, das war purer Luxus.

Allerdings wurden nach der Wende entscheidende Fehler gemacht. Viele Blöcke wurden gar nicht saniert und das obwohl die Gesellschaften damals noch voll in städtischer Hand waren (wobeidas die Diepgenjahre, das erklärts vielleicht auch).

Dann wurde aber auch jede freiwerdende Wohnung - Marzahn war "Platte" und damit out - mit Spätaussiedlern aufgefüllt, ohne auf irgendeine soziale Balance zu achten. Da sind ganze Wohnquartiere gekippt und wir sind auch weggezogen - nach Marzahn.

Diesmal aber ans andere Ende, nach Biesdorf und in eine Genossenschaft. Diese hatte sich große Mühe gegeben, die Platte zu modernisieren, die Balkons mit verschiebbaren Glasplatten, sodass man sowohl Balkon als auch Wintergarten haben konnte. Heizungen konnte man nun zentral programmieren, jeden Raum für jeden Tag und jede Stunde mit einer individuellen Temperatur ausstatten.

Kurz darauf zog ich in meine eigene erste Wohnung in derselben Genossenschaft.

Und dann ein paar Jahre später beruflich bedingt in den Großraum Frankfurt am Main. Euroumstellung war gerade vorbei. 10 Euro kalt für eine absolute Bruchbude. Das war ein Kulturschock.

Wenn man wirklich will, kann man aus der Platte was machen und meine Mutter wohnt immer noch in Biesdorf und ich würds auch wieder machen, wenn ich nach Berlin zurückkehren würde.

Aber generell hat mich Berlin als Stadt verloren, sie hat für mich keine Reizwirkung mehr. Ich mag jetzt die Gemeinde in der Südpfalz, wo ich lebe, da kann ich mit meinem Fahrrad hoch auf die Burgruinen im Pfälzer Wald. Allein heute wurde mir mit dem Fahrrad dreimal Vorfahrt von Autos gewährt, obwohl ich keine hatte und auch nicht genommen habe. In Berlin wär ich da schon fünfmal überfahren worden. Jedesmal wenn ich zu Besuch bin, merke ich wie rücksichtslos und unfreundlich die Stadt geworden ist - oder vielleicht schon immer war.

Aber mit einer Enteignung ist es halt nicht getan, man muss auch den Willen haben, den Wohnungsbestand dann in Schuss zu halten und nicht nur zu verwalten. Das war ja genau das Problem der DDR, das sie mit den Plattenbauten auch erst wieder annähernd in den Griff bekommen haben. Aber wie gesagt: 1984 - Geburtsjahrgang der Millenials - Kohleofen!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.02.2021 23:30).

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