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  • Umweltfreund82

mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Ist der Rechtstrend aufzuhalten? Ja.

Und zwar in dem man die Lebenswirklichkeit der Menschen ernstnimmt.

Was ist eigentlich "Woke", außer einer beliebig verwendbaren Worthülse, die Menschen für sich reklamieren, die sich aus welchen Gründen auch immer unterdrückt, benachteiligt oder sonstwie als "besonders" fühlen? Ich meine ich hab unmittelbare Kontakte in die LGTBQ+-Szene, da ist der Begriff nicht unbedingt präsent. Auch das durchwegs bunt gemischte Kollegium kann damit nicht viel anfangen. Transmenschen habe ich allerdings auch keine im Bekanntenkreis - vielleicht liegt's daran? Also: was ist "Woke"?

Im BESTEN Falle ist es also ein inhaltsleeres Wort, dieses "Woke". Im SCHLECHTESTEN Falle wird "Woke" aber als (ebenfalls beliebig anwendbarer) Kampfbegriff wahrgenommen mit einer entsprechend negativen Konnotation. Das wäre etwa dann der Fall, wenn die Menschen sich genervt, angegriffen oder diskriminiert fühlen durch die permanente Berieselung durch "woke Begriffe und Lebensführung". Dabei sind es oft selbsternannte "Stellvertreter", weniger die unmittelbar Betroffenen selbst, die übermäßig penetrant auffallen.

Das GRÖSSERE Problem aber sind nicht Gender-Sprech und epidemiartig auftretende Störung der sexuellen Identität, sondern dass andere, reale Probleme gar nicht mehr angesprochen werden. Die Finanzierung des Sozialstaats, überbordende Ausgaben, "Geld für alles, nur nicht den Steuerzahler", die Kriegsbeteiligung und eine vor allen Dingen teure Klimapolitik, die erodierende Bildungsanstalten, Bettenknappheit in Krankenhäusern und Vernachlässigung der ländlichen Regionen ... überall gibt es dringende Baustellen, die allesamt ignoriert, kleingeredet oder totgeschwiegen werden. Wir haben in den letzten fast 30 Jahren derart viele Attribute eines demokratischen Sozial- und Rechtsstaat abgeschliffen, dass ein Deutscher aus dem Jahr 1995 einen für bekloppt erklärt hätte, wenn der Deutschland 2025 beschrieben hätte.

Deutschland im Jahr 2025 hat nur noch den Namen gemein mit dem Land aus dem Jahr 1995, sowie überbordende Bürokratie mit wiehernden Amtsschimmeln. Das Land, was einst mal Wirtschaftsmotor in der EU war und auch die Aufnahme der fünf neuen Bundesländern aller Fehlentscheidungen zum Trotz gewuppt hat und trotzdem an der Wirtschaftsspitze blieb, ist heute am Ende der Fahnenstange angelangt. Praktisch alle Indikatoren zeigen einen Abwärtstrend - auch, weil keine erstrebenswerte Zukunftsperspektive gezeichnet wird. Auch das war 1995 noch anders, als man sich auf die Jahrtausendwende freute, auf das "21. Jahrhundert", was irgendwie nach SciFi klang. Heute sind wir wieder im Feudalismus angelangt, nur mit "Wahl des Königsmantels": der Regierung ist wurscht, was der Bürger denkt, selbst Denkzettelwahlen haben keinen Einfluss auf den Kurs. Die Lebenswirklichkeit seiner Wähler dringt nicht mehr durch zum Abgeordneten.

Entsprechend gibt es nur noch "Volksparteien" ohne Volk, etwa eine CDU, die nur dank Mehrheitswahlrecht besser dasteht als die SPD, bei der die Entwicklung noch viel dramatischer abgelaufen ist. Die ehemaligen Elefanten, die mit einem kleinen Juniorpartner regieren und tatsächlich etwas bewegen konnten, sind verzwergt. Mit dem Niedergang der Bundesrepublik als Wohlstandsgesellschaft und Wirtschaftsmotor untrennbar verbunden ist die Erosion der beiden ehemaligen Volksparteien. Davon profitiert haben andere, aber auch nicht alle Parteien. Die FDP ist durch, die Linke hat's im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen. Die BSW schickt sich an, sich als neue Protestpartei zu etablieren, die bislang der Urne fernblieben oder denen die AfD zu rechtslastig ist. Auf der anderen Seite stehen die europakritische AfD und die Grünen, letztere inzwischen leider mit starkem NATO-Grünstich. Dabei steht, mit Ausnahme des BSW, keine Partei wirklich für ein Ende der lebensfremden Politik, und allesamt, ebenfalls mit Ausnahme des BSW, sind transatlantisch und/oder neoliberal aufgestellt.

Den Rechtstrend kann man aufhalten.
Aber nicht mit Ideologie und Ponyhof, sondern indem die Lebenswirklichkeit der Menschen zum Parteiprogramm wird. Und eben auch nicht mit Transatlantikern und Neoliberalen. Von beiden haben die Menschen mehrheitlich die Faxen dicke.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.06.2024 09:36).

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