Der Autor beschreibt klar und deutlich, dass das gegenwärtige "Moralspektakel" als Strategie genutzt wird, um komplexe Fragen zu simplifizieren, persönliche Angriffe und emotionale Konflikte zu fördern und somit von einer tiefer gehenden inhaltlichen Auseinandersetzung abzulenken.
In vielen gesellschaftlichen Debatten werden Gegner nicht mehr als Teilnehmer einer Diskursgemeinschaft betrachtet, sondern als Feindbilder, die es zu bekämpfen gilt. Diese Polarisierung verhindert eine produktive und offene Diskussion über die eigentlichen Probleme und führt stattdessen dazu, dass die Debatte in einen Kulturkampf verwandelt wird.
Komplexe gesellschaftliche und politische Herausforderungen erfordern differenzierte Betrachtungen und Lösungen. Im "Moralspektakel" werden diese Themen jedoch oft stark vereinfacht, was Diskussionen auf eine Schwarz-Weiß-Dichotomie reduziert und somit die Tiefe der Auseinandersetzung mit den Themen mindert.
Zudem fördern Medien und soziale Netzwerke häufig die Skandalisierung von Aussagen und Verhaltensweisen, wodurch der Fokus auf individuelle Fehler oder moralische Verfehlungen gerichtet wird, statt Lösungen für strukturelle Probleme zu erarbeiten.
Auch die Fokussierung auf Identitätspolitik führt dazu, dass Gruppen sich in einem ständigen Wettbewerb um moralische Überlegenheit befinden. Dies kann dazu führen, dass substanzielle politische Fragen in den Hintergrund gedrängt werden, während im Vordergrund eine Art "Moralische Überlegenheit" ausgehandelt wird.
In vielen gesellschaftlichen Bereichen wird der rationale Diskurs durch moralische Appelle ersetzt. Dies bedeutet, dass Argumente weniger auf Fakten und logischer Analyse basieren, sondern mehr auf Gefühlen und moralischen Bewertungen. Dadurch wird der eigentliche Diskurs über Lösungsvorschläge und deren Vor- und Nachteile oft vernachlässigt.
Dies alles hat nicht nur Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs, sondern auch auf die Fähigkeit gesellschaftlicher Akteure, konstruktive Lösungen für aktuelle Probleme zu finden.