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  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

Hübl versteht "Diversität" falsch

Er mag in Bezug auf Buzzword-Polit-Kaufleute in seiner Analyse von deren Sprachanwendeung vielleicht gar nicht falsch liegen, aber denen, die den Begriff in die Welt bringen (die das vor Jahrzehnten anfingen und weiter tun) geht es dabei vielmehr um das Anerkennen, dass uns Schubladendenken bei "Minderheiten" schadet und wir mehr individuelle Unterschiede wahrnehmen mögen. Ganz gut kann man das in den letzten Jahrzehnten in der Neurodiversitätsgemeinschaft beobachten: Es ist eben nicht hinreichend der andersartigkeit menschlicher Neurovielfalt getan, wenn man sich hinstellt und sagt: Schüler mit "ADHS" braucht immer Schema A, Schüler mit "Autismus" braucht immer Schema B. Die Diversitätsdiskussion bei Geschlechtervielfalt und bei ethnischer Vielfalt (mit sich überlagernden ethnischen, in American English "racial", Identitäten) hat das schon in den 80ern, als Herr Suchsland studierte, diskutiert. Ende der 1990er folgte die Psychologie und Sozioloigie in Bezug auf die Neurovielfalt, weil sie sich gegen die Falschbehandlung vieler Individuen nach "Autismusbehandlungsschema F" aufbäumen musste.

Das Wort Neurodiversität soll transportieren, dass es eigentlich kein "neurotypisch" geben sollte. Die Autismusspektrumgemeinde kämpft gerade aktiv darum, autistisch leben zu dürfen und nicht gezwungen zu werden, sich gefälligst maximal dem Neurotypischseinzwang anpassen zu müssen. Sie macht das nicht aus Spaß, sie macht das, weil Masking zu Burnout führt - das ist gesundheitlich für betroffene doof, das ist aber auch volkswirtschaftlich für die sogenannt neurotypischen doof. Judy Singer, eine der ersten, die den Begriff Neurodiversity in Entlehnung aus der Geschlechterdebatte berühmt machte, sagt immer wieder mal in Interviews, dass es beispielsweise Unsinn ist, eine Person als neurodivers zu bezeichnen, weil neurodiversität das gesamte Spektrum aller Menschen umfasst, einschließlich der sogenannt neurotypischen, es geht dem Begriff lediglich darum, aufzuzeigen, dass man kein Mindermensch ist, wenn man beispielsweise auf dem autitschen Spektrum ist oder irgendwas anderes, was nciht dem gesellschaftlich definierten Idealstandard entspricht.

@ Rüdiger Suchsland

Da Sie gern Filme sehen: Wie sich neurodivergente Menschen in einer Welt fühlen, die Neurodiversität als Einbildung ablehnt, können Sie derzeit in der arte Mediathek in der japanischen Serie Das Haus am Hang nachempfinden. Für viele Kritiker gehts da überhaupt nicht um Neurodiversität, aber die Ausgrenzung, die die Hauptfigur erfährt, ist das, was in vielen aktuellen Industriegesellschaften (Japan, Westen, ua.) übliche neurodivergente Lebenserfahrung ist.

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