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Avatar von rhytidiadelphus
  • rhytidiadelphus

860 Beiträge seit 07.11.2021

Diktator?

Ein bemerkenswerter Artikel, denn er hebt sich ab von all dem Gerede über technische Konzepte, die in jeweils nationalem Maßstab realisiert werden sollten.
Ja, eine globale Lösung ist gefragt. Es geht um ein globales Problem: es ist - keineswegs unrealistisch oder übertrieben - vom Weltuntergang die Rede. Aber wenn es so ist, dass der Weltuntergang droht, ist es dann so vermessen, eine Weltrevolution ins Auge zu fassen?
Das dauert zu lange? Die Geschichte hat gezeigt, dass diejenigen Revolutionen, die erfolgreich waren, schneller als gedacht gekommen sind (ist ja auch kein Zufall: sonst hätten sich die jeweils Herrschenden besser vorbereitet).
Ok, wenn wir also das Problem ganz sachgemäß global betrachten: Flassbeck meint, es liefe auf einen "grünen Diktator" hinaus. Warum Diktator? Das einzige, was dieser Diktator lt. Flassbeck zu tun hätte, wäre zu befehlen, dass weniger fossile Brennstoffe aus der Erde geholt werden. Ob das wirklich genügen würde, sei dahingestellt. Bemerkenswert ist aber, dass die Befehlsgewalt des Diktators sich in seiner Konzeption auf die Produktion richten würde, also auf gerade das, was auch in den demokratischen kapitalistischen Gesellschaften keineswegs demokratischer Entscheidung unterliegt, sondern allein von den Entscheidungen der privaten Kapitalbesitzer bestimmt wird. Wieso also Diktator? Gewiss, solange die neue Gesellschaft nicht so weit gekommen ist, dass das Prinzip "jeder nach seinen Bedürfnissen" verwirklicht werden kann - und je länger die kapitalistischen Zerstörungen der menschlichen Lebensgrundlagen voranschreiten, in desto weitere Entfernung rückt dieses Ziel - solange ist eine Staatsgewalt nötig, d.h. solange kann der Staatsapparat nicht "absterben", sich also in eine reine Verwaltungsinstanz zurücknehmen.
Aber braucht man dazu das, was man gewöhnlich unter "Diktator" versteht?

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