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  • seneca13

mehr als 1000 Beiträge seit 23.07.2012

Re: Das revolutionäre Subjekt

Zahlen - hab ich nicht.

Viel spannender finde ich, was ausmacht, wer von "Arbeitern" wieso gewählt wird - oder eben nicht.

Das haben Julia Cagé und Thomas Piketty in Frankreich untersucht.

Das interessante dabei:

In Frankreich wurden traditionell die Linken gewählt, weil diese - grob gesagt- in die öffentliche Daseinsvorsorge - Bildung, Gesundheit, Rente,... und Infrastruktur investierten und eine relative Vermögensverteilung gesorgt - eben von Menschen aus dem -auch grob gesagt - Arbeitermilieu.

Es gibt da wohl auch weniger Unterschiede zwischen Stadt und Land als gedacht.
Und die Arbeiter würden immer noch Parteien wählen,die oben genannte politische Ziele umsetzen.

Aber diese traditionell sozialdemokratischen Ziele werden eben von keiner Partei mehr wirklich verfolgt!
Auch deswegen hat z.B. Rassemblement National zugelegt.

Die Autoren sagen dazu:

Wenn Lohnbeschäftigte seit den 1990ern nach rechts tendierten, lag das vor allem daran, dass sie überproportional von Globalisierung und Deindustrialisierung betroffen waren, sowie am fehlenden Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen. Daher fühlten sie sich von der Linken im Stich gelassen, die in den 40 Jahren zuvor in Frankreich an der Macht war. Natürlich können wir daraus Lehren für das ziehen, was derzeit in anderen Ländern geschieht. In ganz Europa muss die Linke die Wähler davon überzeugen, dass sie Schutz gegen Sozial-, Steuer- und Öko-Dumping bietet – nötigenfalls durch unilaterales Handeln.

Unsere Studie gibt also Hoffnung: Der Mangel an öffentlichen Dienstleistungen in ländlichen Gebieten, die Deindustrialisierung, der ungleiche Zugang zu Eigentum und die zunehmende Ungleichheit können durch geeignete Maßnahmen angegangen werden. Identitätspolitik dagegen führt nur zu verschärften Spannungen und Konflikten in der Gesellschaft.

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/stadt-versus-land-nicht-ueberall-haben-die-linken-die-arbeiterklasse-verloren

Generell spielt Migration für Wahlentscheidungen eine geringere Rolle als gedacht - es sind eher die sozioökonomischen Faktoren.

Ich finde auf Deutschland übertragen zeigt dies deutlich, wieso die AfD Potential in bestimmten Regionen hat genau so, wie der Zuwachs zu erklären ist.

Was vielleicht etwas andere ist: traditionell hat sich in der BRD auch die CDU für die Stärkung des ländlichen Raumes stark gemacht-mit der Neoliberalisierung aller politischer Konzepte wurde der insgesamt von allen Parteien vernachlässigt -das, was wahrscheinlich CDU-Wähler als "Sozialdemokratisierung" wahrnehmen war in Wirklichkeit eine "Marktkonforminierung"!

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