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  • HUGO

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Wie andere das Thema behandeln....


Nazi-freie Zone im Internet 

Yahoo unterbindet Versteigerung von NS-Devotionalien 

Selbstkontrolle ist das beste, womöglich sogar das einzige Mittel,
um Rassenhass und Volksverhetzung im Internet wirksam zu
bekämpfen.

Gesetze und internationale Abkommen können im Geflecht des
globalen Netzes lediglich gute Absichten beweisen. Das
hat nun auch Yahoo, der Betreiber des größten Suchkatalogs
im Internet, erkannt.

Manager der Konzernzentrale in den USA haben angekündigt, von
kommender Woche an die Inhalte des Web-Angebotes unter www.yahoo.com
von Inhalten frei zu halten,  die Hass und Gewalt glorifizieren . Dazu
gehören Andenken aus der Zeit des Nationalsozialismus , wie
Medaillen, Waffen,
Uniformen und Dokumente mit Hakenkreuzen. 

Eine eigens erstellte Software soll in Zukunft unter anderem alle
Gegenstände prüfen, die bei Yahoo zur Versteigerung angeboten
werden. Immerhin 150 000 Artikel kommen täglich neu in das
Auktionsangebot des umfangreichen Web-Portals. 

Die neuen Richtlinien beziehen sich auch auf alle weiteren
E-Commerce-Angebote bei Yahoo, wie Kleinanzeigen und Internet-Shops ,
sagt die Sprecherin von Yahoo Deutschland, Claudia Strixner.
Zusätzlich werden Spezialisten das kommerzielle Angebot von Yahoo
regelmäßig von Hand überprüfen. 

Branchenkenner sehen in dem Umschwung der Firmenpolitik von Yahoo einen
engen Zusammenhang mit einem Gerichtsurteil in
Frankreich, das vor wenigen Wochen für Schlagzeilen sorgte.

Ein Richter hatte die französische Yahoo-Tochter verurteilt,
dafür zu sorgen, dass Frankreichs Internet-Surfer vom 20. Februar
dieses Jahres an die Angebote von Nazi-Devotionalien auf dem Server des
amerikanischen Mutterunternehmens nicht mehr erreichen können.

Yahoo selbst verneint jedoch vehement einen Zusammenhang mit
dem französischen Urteil.  Die jetzige Qualitätsoffensive in
den USA hat absolut nichts mit dem Urteil aus Frankreich zu tun, sagt
Claudia Strixner. 

In jedem Fall ist der nun von Yahoo gewählte Weg der
Selbstbeschränkung ungleich eleganter als eine erzwungene
Umsetzung des französischen Urteils. Das hätte nämlich,
abgesehen von der fraglichen technischen Realisierbarkeit, einen
gravierenden Einschnitt in die Struktur des Internets bedeutet:

Filterprogramme würden die Internet-Nutzer nach ihrer Herkunft
kategorisieren ein fundamentaler Widerspruch zum Bild des
demokratisch-globalen Datennetzes, in dem grundsätzlich gleiche
Regeln für alle gelten sollten. 

Vorerst will Yahoo die neuen Standards nur in den USA einführen,
nicht jedoch in den 23 Tochterunternehmen weltweit, wo die gesetzlichen
Rahmen für rassistische Inhalte sowieso enger sind. 

Für die Betreiber des US-Angebots sind denn der Ausschluss von
Nazi-Souvenirs auch nur ein Teilaspekt der Änderungen. Dass
künftig auch Inhalte ausgeblendet werden, die mit dem KuKlux Klan
in Verbindung stehen, erregt in den USA mindestens so viel
Aufmerksamkeit. 

Einer Ausweitung der neuen Regeln auf die Angebote anderer Länder,
insbesondere Deutschland, stehe nichts im Wege, sagt
Yahoo-Sprecherin Strixner, auch wenn das im Moment nicht geplant sei.

Und alle Yahoo-Nutzer seien auch weiterhin aufgerufen, auf
rassistische und volksverhetzende Inhalte hinzuweisen, sagt sie. Das
sei eines der wirksamsten Mittel im Kampf gegen strafbare Inhalte
Selbstkontrolle an der Basis. 


<PRE>                                                                  
                                       Patrick Illinger </PRE>

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 4.01.2001


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