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  • Sinerider

mehr als 1000 Beiträge seit 13.11.2020

Reframing

1. Während des Bretton-Woods-Systems verpflichtete sich die FED gegen Vorlage von 35 US-Dollar eine Feinunze Gold heraus zu geben. Die Währungen der beteiligten Staaten waren zu einem festen Wechselkurs an den Dollar gebunden.

D.h. die gesamte Geldmenge M0 der teilnehmenden Staaten konnte gegen Gold eingetauscht werden. Wer glaubt die FED hätte jemals so viel Gold besessen, der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Übrigens hat die FED nie eine Überprüfung der gesamten Goldbestände durch neutrale Stellen erlaubt.

Die Golddeckung war so wie angenommen nie vorhanden. Wenn Banken auf die Idee gekommen sind, der Goldpreis würde im Laufe der Jahrzehnte ansteigen, dann befindet sich in deren Tresoren das meiste Gold, das die FED jemals hatte.

2. Eine wie auch immer geartete Deckung einer Währung ist nicht möglich. Die Geldmenge muss beliebig erhöht werden können ("FIAT-Money"). Geht das nicht, dann kann die gesamtwirtschaftliche Sparquote nicht ausgeglichen werden und es geht ab in die Rezession. Wenn man noch dazu Wirtschaftswachstum haben möchte, dann muss die Geldmenge noch weiter ausgedehnt werden.

Bei einer statischen Geldmenge kann auch der Staat der Wirtschaft nicht mehr aus einer Krise heraus helfen. Die Vorstellung, man könnte/sollte/müsste wieder zu einer Golddeckung zurück kehren, entstammt den Köpfen von Libertären, die falsche makroökonomische Vorstellungen haben oder von Edelmetallhändlern.

3. Wenn daher Varoufakis das Ende des Bretton-Woods-Systems als etwas Bedauerliches/Negatives hinstellen will, dann ist das nicht zu fassen.

4. Mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems wurde der US-Dollar überbewertet. Das bedeutet bis heute ein massives Handelsdefizit.

Zur Erinnerung: Hat eine Volkswirtschaft ein Handelsdefizit, dann muss die gesamtwirtschaftliche Verschuldung steigen und Industriearbeitsplätze gehen verloren. An Letzteres hat Präsident Trump, ausnahmsweise mal zu Recht, mit Vehemenz hingewiesen.

Wenn man das damit relativiert, indem man sagt, das Ausland wäre im Gegenzug gezwungen in den USA Geld anzulegen, dann verkennt man, dass die zweifellosen Vorteile der US-Handelspartner in geringerer Verschuldung, höherer Beschäftigung, höheren Unternehmensgewinnen und höheren Steuereinnahmen liegen.

Auch wenn sich die USA im Rahmen der Finanzkrise 2008 von mehreren hundert Milliarden Dollar Forderungen des Auslands entledigt hat, so muss man sich doch, angesichts der chronisch hohen Handelsdefizite der USA (im letzten Jahr rund eine Billion Dollar), fragen, was den USA eigentlich noch selbst gehört.

5. "Und was würde die Wall Street mit diesen Ersparnissen machen? Sie würde einen großen Teil der europäischen, japanischen und chinesischen Gewinne in neue Anlagegüter rund um den Globus investieren. Kurz gesagt, die USA recycelten das Geld anderer Leute und behielten einen beträchtlichen Teil der daraus resultierenden Gewinne und Renten ein."

Wenn ein Staat mehr in die USA exportiert als umgekehrt, also einen Handelsüberschuss zu verzeichnen hat, dann fließen US-Dollar zu. Was macht der Staat (typischerweise sind das die Banken, die Unternehmen lassen sich die Exporterträge in Inlandswährung gutschreiben, sofern sie kein Fremdwährungskonto unterhalten) dann mit dem Geld?

Man kauft davon schlauerweise US-Aktien an der Börse. Das Geld erhalten =nicht= diese US-Unternehmen und sie können das damit auch nicht für Investitionen im Ausland nutzen. Falls ein US-Unternehmen im Ausland investieren möchte, dann ist es nicht auf Geldzuflüsse aus dem Ausland angewiesen und auch die Banken nicht.

Genau so gut könnte man sagen, die Unternehmen des Exportüberschuss Landes könnten mit Hilfe der erhaltenen Dollar irgendwo auf der Welt investieren.

6. "Chinas Investitionsfreude spielte eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung sowohl der USA als auch der angeschlagenen Eurozone."

Ein Staat mit einem exorbitanten Handelsüberschuss (Rekord Chinas im letzten Jahr rund 878 Milliarden Dollar) trägt nicht zur wirtschaftlichen Stabilisierung seiner Handelspartner bei, sondern ist das Gegenteil.

Es geht wohl nicht so einfach in die Birnen rein, dass es nichts nutzt, wenn man nach China nicht mehr nur Güter im Wert von z.B. 100 Milliarden, sondern nun im Wert von 200 Milliarden exportieren kann, wenn gleichzeitig die Importe aus China von 100 Milliarden auf 300 Milliarden steigen.

7. "Die EU benötigt China viel mehr als China die EU, ..."

Dieses Abhängigkeitsverhältnis ist so nicht akzeptabel und wird und muss, aus verschiedenen Gründen, in dieser Dimension zu Ende gehen. Wenn nicht, sage ich ein böses Erwachen der EU voraus.

8. "Fünfzehn Jahre später können wir die Ergebnisse sehen. Im Jahr 2008 verdienten die Europäer insgesamt 10 Prozent mehr als die US-Bürger. Im Jahr 2022 werden die US-Bürger 26 Prozent mehr verdienen als die Europäer. Außerdem werden die Europäer nicht nur kollektiv, sondern auch individuell immer ärmer."

Das liegt an den Austerität Vorstellungen der EU. So ist die Staatsverschulung der USA um 30 Prozentpunkte zum BIP höher als die der Eurozone und das bei den Ausreißern Griechenland und Italien.

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