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  • knarr

mehr als 1000 Beiträge seit 14.05.2007

Re: Ende der Geschichte?

knarr schrieb am 07.01.2025 16:55:

Was geschah nun mit dem verendeten Symboltier der Revolution, oder diente der Kadaver lediglich als Quell der Inspiration für diese im wörtlichen Sinne so gemeinte tolle Durchhalteprosa? Oder ist das jene Frage begründende Interesse zu abwegig, als dass darin Bedeutung eines gebührenden Begräbnis für den kritischen Geist unserer Zeit zu erkennen wäre?

In der unterstellten Untätigkeit ließe sich sowohl Entmutigung als auch Hoffnung ablesen, letzere begründet in der Absicht daraus keine zu große Geschichte und die Klappe mittels kulturell überlieferter Symbolik eines Begräbnisses zu zu machen. Dadurch, dass keine Überlieferung zur 'aufgeworfenen' Frage der Todesursache erfolgte, liegt die Lesart tendenziell im düsteren Bereich - dem Lichte der Phantasie überlassen, was die Sichtung von Spuren ergeben hätte - vielleicht eine Meute Ratten?

"Es lag auf dem Rücken, die schaufelartigen Arme seitlich ausgestreckt – wie aufgebahrt" passt zum Artikelbild, dass aber "das Tier (...) äußerlich unversehrt (schien)" stimmt bei Betrachtung des Felles augenscheinlich nicht.
Wolfgang Otto Georg Herrndorf beging übrigens Suizid, wodurch sich hinter dem aus diesem Grund potentiert defaitistischen Zitat "Weltformel nicht in Sicht: vermutlich alles sinnlos" ein wahrer Abrgund auftut. Dem entkörperten Urheber kann man nun nicht mehr entgegenhalten, dass vermutlich alles nur auf Verkörperung hinaus läuft, wenn "der Sinn" (gleichgültig ob mangels Weltformel oder für bare Münze genommene Erlöungsgeschichte des Marxismus) stiften ging.

In einem Nachtrag noch etwas wie ich finde Ermutigendes:
(...)
Nämlich, dass ausgerechnet ein mangelndes Empfinden besagten Mit-sich-identisch-Seins nicht als Indikator für den Grad an Entfremdung taugt, in dem die sich schon gar nicht mehr denken ließe.

Das nannte der französische Philosoph Henri Lefebvre "Entfremdung zweiten Grades".

Wo mag sich der Gedanke Lefebvres nachlesen lassen, Die Revolution der Städte?

Darin erhebt Lefebvre den Alltag aus guten Gründen zur alles entscheidenden Kategorie und schlägt einen Bogen vom Primat des Wohnens zum Recht auf Stadt... nur das mit der "Entfremdung zweiten Grades" fand ich darin noch nicht, für Hinweise meinen Dank im Voraus.

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