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  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

zum Missverständnis der Bhagavad-Gita

Das Mahabharata ist ein dickes fettes Buch, ein Heldenepos aus Indien. Zusammen mit dem ebenso dicken fetten Ramayana hat man dann seine Pflichtlektüre absolviert die man von einem Dipl-Ing erwartet der als "Gastarbeiter" in Indien weilt.

Mahabharata heisst soviel wie grosse Geschichte. Da schlagen sich verfeindete Königsgeschlechter die Köpfe ein, erinnerte mich an die Nibelungensage. Es wird mit der Zeit langweilig das Keulenschwingen und Schwerterklirren, und dann kommt irgendwann in der Mitte ein zutiefst mystisches und stark symbolisches kurzes Stück, was da eigentlich gar nicht reinpasst.
Bhagavad-Gita nämlich. Ist so dass Arjuna als Bogenschütze kämpft und Krishna (Gott) als sein Wagenlenker tätig ist. Ist schonmal hoch symbolisch, Wagenlenker, bedeutet Lenker der Geschicke der Menschheit oder so.
Ok, Arjuna will nicht mehr kämpfen, sieht den Sinn nicht ein, es verlässt ihn die Kraft. Krishna ermuntert ihn zum Kämpfen, offenbart sich als Gott, und schliesslich ziehen sie wieder frohen Mutes in den Krieg.
Die wichtigste rein formale Aussage ist "kämpfe, auch wenn dich Motivation und Kräfte verlassen"
Einer der Kernsätze ist "seek to perform your duty but do not lay claim to its fruits".
Wenn man im Flughafen Chennai aussteigt und zum Gepäck geht, ist da rechts an der Wwand ein grosses Bild mit Krishna und Arjuna und der Satz ist da auf englisch und Hindi (oder Sanskrit?) Habs fotografiert.
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Soweit, so gut. Und BEIDES kann man ganz furchtbar falsch verstehen. Himmler hatte eine Bhagavad-Gite stets bei sich deswegen.

Die Bhagavad-Gita ist rein symbolisch zu verstehen, nicht konkret als "los, greif dir die Kalaschnikoff, Krishna hat gesagt du sollst kämpfen". Ein Missverständnis um volle 180 Grad. Ich hab etliche gläubige Hindus danach gefragt, darunter ein Priester. Kam mir doch gleich etwas komisch vor dass so ein gewalttätiger Text heilig sein sollte.
Es geht hier darum, den Kampf gegen das eigene Unverständnis, Bequemlichkeit, Sünde, etc zu führen. "Kämpfe" heisst "lebe aktiv ein gutes Leben, strebe nach spiritueller Weisheit und der Erleuchtung. Mit einer Energie die einem Kämpfer im Kriege gleichkommt".

Und das do not lay claim to its fruits ist nicht so zu verstehen dass man einen Job annimmt und niemals eine Gehaltserhöhung verlangt. Zu banal. Es bedeutet, "Strebe die Vollkommenheit und spirituelle Weisheit an. Tu was du kannst, aber erwarte nicht als Belohnung dafür die völllige Erleuchtung oder was ähnliches".
Das ist insofern wichtig, als eine vollständige Wesensschau /Erleuchtung/Erwachen nicht -kausal ist. Wer im Fitness-Center trainiert kann sicher sein dass er Muskeln kriegt. Wer als Yogi die Meditation übt kann NICHT sicher sein dass er die Erleuchtung erlangt.
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Himmler hatte die Bhagavad-Ghita also vollkoimmen falsch verstanden, weil ihm als absolut nicht-spiritueller Mensch die Symbolik gar nicht klar geworden ist. In dem Zusammenhang hat er vermutlich eine gewisse Vorbildfunktion aus dem Mahabharata gezogen für seine Kampfeslust.
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Kurz zum Swastik. Ein sehr engagierter Hindu, Priest-class-guy, erklärte mir: Das sind nicht 4 Haken. Das sind 2 gekreuzte Haken mit je 2 Enden. Das korreliert mit dem chinesischen Yin-Yang. Bedeutung ist die Harmonie der Gegensätze. Etwa Mann/Frau. Tag/Nacht. Undsoweiter, kennt man ja vom Yin/Yang. Und er sagte mir: Guck mal an die Häuser, viele Leute malen sich da ein Swastik wenn ein Kind geboren wird.
Genau so wars auch, viele hatten da ein paar Swastiks am Haus.

Es fiel mir auf dass es in Indien stets blau war und runde Haken hatte. In Korea habe ich dann später die eckige Version hundertfach gesehen, stets liegend und linksdrehend. An jeder Tempelanlage zigfach zu finden. Oft blau aber nicht immer.

In Indien hatten die Lastwagen fast alle das Swastik. Warum, weiss ich nicht.

Ich hatte ein Armband aus einem Tempel in Korea, weil das Glück bringt und das hatte ich auch dringend nötig weil die Firma dort voller verlogener ****** war (der Hassredeparagraph verbietet mir die Aussage). Als ich in D ankam hab ich schnell mit Sandpapier das grosse Swastik weggeschliffen, wollte ja nicht in den Knast kommen. Dabei ging allerdings auch das Glück verloren. Naja, egal.

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