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  • varadi

123 Beiträge seit 17.04.2021

Re: "Achtsamkeit" ist neoliberal?

gummy12 schrieb am 27.10.2024 12:24:

Neoliberal ist doch: "Wenn jeder an sich selber denkt ist allen gedient"
Wie passt das mit "Achtsamkeit" zusammen?

Quelle: Elgen Sauerborn, Die Politisierung der Achtsamkeit

link: https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/30125/SFB1171_WP_18_Sauerborn_2021.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Es handelt sich um eine Veröffentlichung des Sonderforschungsbereich 1171 der FU Berlin. Dieser ist dem Institut für Sozial- und Kulturanthropologie zugeordnet.

In Kapitel >>2.2 Achtsamkeit als neoliberale Selbsttechnik und ihre (soziologische) Kritik<<, auf S. 7 ff. der o.g. Publikation, wird der theoretische Zusammenhang von Neoliberalismus und Achtsamkeit dargestellt. Die Hervorhebung in Fettdruck habe ich eingefügt.

"Achtsamkeit wird aufgrund ihres Potenzials für die reflexive Steuerung des eige-
nen Gefühlshaushalts und die Verbesserung von Wohlbefinden und Konzentrations-
fähigkeit in der westlichen Rezeption häufig zur Prävention von Stress oder Burn-
Out eingesetzt. Diese Erschöpfungszustände sind typische affektive Auswirkungen
von Wettbewerb und Leistungsdruck (Neckel & Wagner 2013). Überforderung und
Erschöpfung treten in spätkapitalistischen Ökonomien als Normalzustand hervor (...).
Achtsamkeit kann daher als Prototyp einer individualisierten Technik gegen ein gesellschaftliches Leiden angesehen werden.
Diese Verantwortungsverschiebung auf das Individuum für den ressourcensensib-
len Einsatz der eigenen Gefühle kaschiert und bagatellisiert die gesellschaftliche,
politische und ökonomische Bedeutsamkeit subjektiven Fühlens (Ehrenberg 2004).
Gefühle werden dadurch aus ihrem sozialen Kontext gelöst, entpolitisiert und privati-
siert.
"

usw.

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