Gerne gemachte Fehler beim Vergleich der militärischen Stärke:
1) Einbeziehen von Truppen und Gerät, die weit weg sind: die USA, Kanada, Griecheland und die Türkei stellen den größten Teil der Schiffsflotte und auch der Kampfflugzeuge. Die sind aber alle nicht vor Ort und können nicht mal eben so in ein Kriegsgebiet verlegt werden. Dafür braucht es gesicherte Häfen bzw. Flughäfen, die in diese Kapazität nirgendwo in Osteuropa zu finden sind.
2) Reiner Zahlenvergleich. Es hat noch nie jemand eine Schlacht gewonnen, weil er auf dem Papier die größere Armee hatte. Entscheident ist, welche Einheiten vor Ort sind, bzw. mobilisiert werden können. Russland kann ganz Belarus als Aufmarschgebiet nutzen. NATO-Truppen im Baltikum sind hingegen höchst verwundbar, man schaue sich mal die Geografie an.
3) Vergleich der reinen Wirtschaftskraft und Zahlen. Westliches Militär kostet mindestens das dreifache, unter anderem, weil die NATO verrückterweise ihre Soldaten und Fahrzeuge schützt und panzert.
4) Außer Acht lassen der Munitionsbestände. Dies ist der wohl wichtigste Punkt. Tolle Flugzeuge, phantastischer Schiffe, die ganze Armee besteht aus Jack Ryans. Und womit schiessen die? Russland hat auf Kriegswirtschaft umgestellt, die Europäer und Amis haben nicht mal die an die Ukraine abgegebenen Munitionsbestände aufgefüllt. Das wird bei der aktuellen Produktionsgeschwindigkeit auch ca. 10 Jahre dauern. Und dann sind wir wieder da, wo wir vor dem Krieg waren: Europas Arsenale haben zuvor für 2 Wochen gereicht, aktuell eher für 2 Tage.
5) Hoffnung auf nukleare Abschreckung. Glaubt ernsthaft jemand, die Amis würden Atombomben werfen, wenn das Baltikum angegriffen wird? Frankreich und England noch viel weniger, die haben gerade genug, um selber ein bisschen vor Angriffen aufs Heimatland abzuschrecken.
Fazit: der Autor verbucht hier reine Luftnummern. Autosuggestives Wunschdenken verhindert keine Kriege, es führt nur zu schweren strategischen Fehlern.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.03.2025 17:45).