PippiLangstrumpf schrieb am 09.03.2025 13:01:
Das sind alles Kreml-Lügen, die du hier wiedergibst. Und sie ändern auch nichts daran, dass der Kreml über Monate bis zum Vortag der Invasion alle Berichte, Russland plane eine Invasion als westliche Fake News vehement zurückgewiesen hat.
Man sollte sich daran erinnern, wann und wie der schon seit 2014 schwelende Konflikt zwischen der Ukraine und Russland eskalierte, nämlich mit
1. einem Artikel der Washington Post über angebliche russische Truppenansammlungen im ukrainisch-russischen Grenzgebiet vom 30.10.2021 und
2. der Veröffentlichung von Satellitenaufnahmen ebendort durch Politico einen Tag später, am 1.11.2021
Hören wir doch mal, wie sich hohe Beamte der Ukraine, aber auch Russlands dazu geäußert haben. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich mich einzig und allein auf ukrainische Quellen beziehe.
Fangen wir mit Oleksiy Danilow an:
Danilow: Veröffentlichungen westlicher Medien über russische Truppen sind gezielte Desinformation
Natalia Lewtschenko
November 02, 2021, 14:34Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Oleksiy Danilow, bezeichnete die Veröffentlichungen von Politico und Washington Post über die Konzentration russischer Truppen in der Nähe der ukrainischen Grenze als "gezielte Desinformation" der gesamten Gesellschaft.
"Es findet eine bewusste Desinformation der gesamten Gesellschaft statt. Sagen wir, dass das, was sie dort schreiben, nicht der Realität entspricht. Wir beobachten alle Vorgänge, das ist Desinformation und wir verstehen nicht, warum sie das tun", sagte der NSDC-Sekretär.
Danilow zufolge gibt es keine große Truppenansammlung in der Nähe der ukrainischen Grenzen.
"Vor zwei Wochen befanden sich die russischen Truppen in denselben Stellungen wie heute, wie die gleichen Bilder aus dem Weltraum belegen. Lassen Sie sie die Bilder zeigen, die vor einem Monat, vor zwei Wochen dort waren - Sie werden die gleichen Bilder sehen", stellte er klar.
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, bestätigte seinerseits, dass die Informationen der westlichen Medien falsch seien, und bezeichnete sie als "Unsinn, der es nicht wert ist, Zeit darauf zu verwenden, sich damit vertraut zu machen".
Die Washington Post veröffentlichte am 30. Oktober einen Artikel, in dem es hieß, dass Russland seine Truppen in der Nähe der Grenze zur Ukraine wieder aufgestockt habe. Dies hat bei hochrangigen Beamten in den USA und der EU Besorgnis ausgelöst. Am 1. November veröffentlichte die US-Publikation Politico Satellitenbilder, die angeblich die Konzentration russischer Truppen und militärischer Ausrüstung an der ukrainischen Grenze bestätigten.
Nach Angaben der Hauptnachrichtendirektion des Verteidigungsministeriums gab es am 1. November keine weiteren Verlegungen von russischen Einheiten, Waffen und militärischer Ausrüstung an die russisch-ukrainische Grenze.
Quelle: http://web.archive.org/web/20211102152208/https://vesti.ua/politika/danilov-publikatsii-zapadnih-smi-o-voiskah-rf-soznatelnaya-dezinformatsiya
Etwa 11 Wochen später, als die westliche Eskalation schon in vollem Gange war, äußerte sich David Arahamiya wie folgt:
Westliche Medien verbreiten Fake News, die Situation im Donbass ist genau wie im Frühjahr 2021 - Arahamiya
Jekaterina Schumilo
19. Januar 2022 um 11:42...
Dem Abgeordneten zufolge steht der Kontrollausschuss der Rada in regelmäßigem Kontakt mit dem Verteidigungsminister, dem Generalstab und anderen Sicherheitsbehörden, und es gibt keinen Grund zur Panik in der Gesellschaft.
"Es gibt immer eine Bedrohung von außen. Aber erinnern Sie sich daran, dass es im Frühjahr letzten Jahres eine Eskalation gab? Die heutige Situation ist nicht schlimmer als damals, sie bewegt sich in etwa in der gleichen Größenordnung. Warum heizen die westlichen Medien die Situation an? Das ist schwer zu sagen. Es gibt jetzt einen großen Verhandlungsprozess, und wir befinden uns auf diesem Feld, das ist ein Grund für Verhandlungen, um einen Krieg in Europa zu vermeiden. Wir können mit Überraschungen seitens der Russischen Föderation rechnen, wir sollten auf alles gefasst sein, aber keine Panik entwickeln. Es wird vielleicht keine Invasion der Russischen Föderation geben, aber die Wirtschaft wird zusammenbrechen. Wenn sie anfangen fälschlicherweise zu behaupten, dass die russische Botschaft Familien abzieht, sehen wir, wie sich das bereits auf die wirtschaftliche Lage auswirkt", sagt Arahamiya.
Der Abgeordnete fügt hinzu, dass es ratsam wäre, in ein oder zwei Wochen nationale Übungen mit Hilfe der Territorialverteidigung und der Nationalgarde zu organisieren.
Quelle: https://focus.ua/politics/503622-zapadnye-smi-razgonyayut-feyki-situaciya-na-donbasse-tochno-kak-vesnoy-2021-arahamiya
Über den gesamten Zeitraum hinweg, also vom 2.11.2021 bis zum 19.1.2022, gab es in der Ukraine keinerlei Bereitschaft, das westliche Narrativ von einer drohenden Invasion zu übernehmen und zu antizipieren. Im Gegenteil: Arahamiya beklagte sich sogar darüber, dass die Eskalation durch den Westen die ukrainische Wirtschaft zu beeinträchtigen droht.
Danilov: "Desinformation". Arahamiya: "Fake News". Peskow: "Unsinn". Trotz aller Gegensätze waren sich beide Seiten einig darüber, dass der westlichen Berichterstattung keinerlei Bedeutung zuzumessen sei. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: was ist zwischen dem 20.1. und dem 24.2.2022 passiert, dass es doch noch zu diesem Krieg gekommen ist?
Was hinter den Kulissen geschah, weiß man nicht. Aber bekannt ist, dass westliche Medien/Geheimdienste den Beginn der russischen Invasion für den 12.2. prophezeit hatten. Diese fand allerdings nicht statt, aber etwas anderes: die OSZE meldete für den 15.2. schwerwiegendste Waffenstillstandsverletzungen im Raum Popasna, welche sich dann im Laufe der folgenden Tage auf die gesamte Kontaktlinie ausdehnten. Da scheint wohl "Jemand" nachgeholfen zu haben.
Der Rest ist bekannt: Die Volksrepubliken begannen, in Zusammenarbeit mit Russland die Bewohner in den besonders betroffenen Gebieten zu evakuieren - vorwiegend per Eisenbahn nach Rostow am Don, wenn ich mich recht erinnere. Dann erfolgte die Anerkennung der Volksrepubliken durch Russland und die Invasion.