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  • bbirke

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2004

Sieht mal jemand russisches Fernsehen? Solowjew & Co?

Das ist großteils derart naiv und falsch, dass man sich fragt, ob der Autor eigentlich mal russische Polit-Talkshows gesehen hat. Bekannt sind regelmäßige Übersetzungen etwa von Julia Davis in verschiedenen Social Media. Oder ob er z.B. den Text von Timofey Sergeytsev, "Was Russland mit der Ukraine tun sollte", kennt. Da kommt all das im Klartext, was der Artikel leugnet. Imperialismus, Vernichtungskrieg. Da ändert auch kein, in dieser Situation absurdes, Pochen auf Einzigartigkeit der NS-Verbrechen etwas dran.

Der Text von Sergeytsev ist eine Mischung aus stalinistischen Säuberungen und Genozid, sieht die praktisch komplette Ermordung der nicht russlandtreuen Bevölkerung vor. Er wurde etwa zeitgleich mit dem Bekanntwerden der Gräuel von Bucha veröffentlicht, die keinesfalls nur bloßes Marodieren waren, sondern wo planmäßig mit Gegnerlisten vorgegangen wurde.

Dazu kommt die Systemgegnerschaft: dass korrupte Autokratie und Kleptokratie nicht mehr nur Eigenschaften bestimmter Regierungen sind, sondern einen vereint kämpfenden Block darstellen, der Rechtsstaaten, Demokratie oder andere Kontrollmechanismen der Macht an sich als Bedrohung sieht. Zeitweise klang es nach amerikanischem Hyperpatriotismus (vor Trump), aber Russlands Elite betrachtet tatsächlich eine westlich liberale, rechtsstaatliche Ordnung in der, kulturell nahestehenden, Ukraine als Bedrohung für sich. Ähnlich wie Taiwan für China wäre die Ukraine ein "gutes", aus Sicht der Tyrannen "schlechtes" Vorbild.

Die Behauptung, Russland wolle nur die besetzte Krim absichern und Landbrücken schaffen, scheint recht neu und auf einen temporären Waffenstillstand hinauszulaufen. Jedenfalls ist Russland jetzt derart nachhaltig auf Kriegswirtschaft umgestellt, dass es kaum wieder zurück in ein normales Wirtschaftssystem übergehen wird. Wobei die defacto-Übernahme der USA die Ambitionen gegen Europa verstärkt.

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