michael bliem schrieb am 20.06.2016 03:05:
was aber am artikel am meisten zu bemängeln ist: wo sind die interviews mit den ukrainern und tataren die die krim verlassen haben oder mussten? was glaubt heyden, was die sagen würden? interessiert es ihn nicht? denkt er nicht an jene?
Ulrich Heyden kommt seit Ferbuar nicht mehr rein in die Ukraine. Dazu hatte er doch auch auf TP einen Artikel veröffentlicht. Zudem: Warum sollte Herr Heyden dasselbe Thema beackern, den sich der Mainstream im Zusammenhang mit der Krim praktisch ausschließlich widmet.
Suchen Sie bei n-ost, dem "Netzwerk für Osteuropaberichterstattung".
> http://www.n-ost.org/
Da finden Sie etliche junge, aufstrebende Journalistinnen wie Bauchina, die eifrig derartige Spuren verfolgen, auf der Krim von Haustür zu Haustür gehen, um Verfolgte zu finden.
und hat er keine kontakte zu echten linken russen in moskau? die würden ihm nämlich erklären, dass die annexion ein absolutes nogo war!
Ulrich Heyden war der erste - und einzige? - deutsche Journalist, der den Chef der russischen Linksfront (größte außerparlamentarische linke Gruppierung) Udalzow im Jahre 2012 im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Fälschung der Duma-Wahlen interviewte. Udalzow, der seit 2013 im Knast sitzt, "unterstützt das Recht der Bewohner der Krim, von Donezk und Lugansk auf Selbstbestimmung".
> http://www.mk.ru/politics/2014/07/23/sergey-udalcov-nakanune-prigovora-v-tyurme-snachala-nado-obzhitsya.html
Kagarlitzki hat 'ne ähnliche Position, auch wenn er sie nicht an die große Glocke hängt. Er hat aber in einem Artikel auf TP auch erklärt, er glaube, dass der Kreml bis zum letzten Moment keine formale staatliche Intergration der Krim in die RF angestrebt habe. Vielmehr hätten die Krim-Eliten den Kreml Anfang März 2014 mit der Art der Formulierung der Referendumsfrage vor vollendete Tatsachen gestellt. Dafür spricht, dass Putin vor dem Donbass-Referendum am 15. Mai 2014 _ausdrücklich_ klar gemacht hatte, dass es eine Wiederholung dessen nicht geben werde.
Der führende russ. Anarchist Schubin (Chef der Abteilung russische Geschichte bei der russ. Akademie) hält den Anschluss der Krim für einen "Fehler", der dazu beigetragen habe, die Spannungen zwischen den Brudervölkern anzuheizen.
Und so weiter. Die russische Linke ist in dem Punkt geteilter Meinung, der am wenigsten interessierende Punkt in der Debatte ist aber wohl die völkerrechtliche Einordnung des Ganzen. Darauf kaprizieren sich die russ. Liberalen.