leo solar schrieb am 13.08.2022 15:04:
In keinem journalistischen Medium habe ich eine derart fundierte Analyse über dieses Problem gelesen. Chapeau!
Leider liest sich die Liste ein bisschen wie "wir könnten, aber wollen nicht." Die meisten Einwände sind rein rechtlicher Natur, nicht, weil irgendein technischer Grund dem Weiterbetrieb entgegenstünde.
Die Endlagersuche IST ein technisches Problem, aber auch lösbar, wenn man wollte, zumal man ja die Menge abgebrannter Brennelemente auch aufbereiten könnte in einem entsprechenden Werk. Wenn man einen gewissen Anteil Brennelemente nochmal verwenden oder die Menge langstrahlenden Abfalls stark reduzieren könnte, wäre das ein Gewinn für alle. Außerdem könnte geprüft werden, ob die Abklingwärme nicht noch nutzbar gemacht werden könnte: der Strahlemüll könnte also einen Beitrag zur Energiegewinnung leisten.
Was ist nur los im Land der Dichter und Denker? Zielorientierte Problemlösungen waren mal Spezialität im Lande, das wurde nicht ewig zerredet und kaputtgemacht von irgendwelchen Bedenkträgern ...?
Aber um's mal anders auszudrücken: der einzige Grund, warum ich aktuell Pro-Atomkraft bin, liegt darin begründet, als dass die Alternativen mittel- wie langfristig noch sehr viel schädlicher sind. Selbst wenn wir das Klima mal ignorieren, die Umweltzerstörung durch den Braunkohletagebau für die Verstromung ebendieser ist überdeutlich sichtbar, beispielsweise in der Lausitz. Je früher wir damit aufhören, desto besser für Land und Leute.
Auch die Steinkohle, die wir verfeuern, muss entweder inländisch abgebaut werden (siehe Ruhrpott) oder wird aufwendig aus dem Ausland importiert (z.B. aus China). Das macht diese Art der Fossilverstromung nicht nur teuer, sondern auch unsicher.
Also keine Lösung.
Und ich bin noch ein bisschen ehrlicher: ich WILL bezahlbare Energie und kein "Luxusgut" aus Steckdose und Gasanschluss haben. Bezahlbar heißt aber für den Ottonormalverbraucher, dass Gas eben keine 25 - 30 Cent die Kilowattstunde kostet, sondern deutlich unter 10 Cent. Auch beim Strom muss dringend ausgebremst werden, was die Preissteigerung betrifft, notfalls eben mit dem Gesetz! Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland die mit großem Abstand teuerste Energieversorgung der Welt haben! In einem Industrieland, in einem Land der ersten Welt, muss die Versorgungssicherheit nicht nur garantiert sein, sondern auch als Grundrecht angesehen und bezahlbar gehalten werden.
Mit der Fossilverstromung ist das auf Dauer illusorisch. Mit Atomkraft langfristig auch, aber es ist meiner Meinung nach die bessere Brückentechnologie. Dauerhaft brauchen wir eine bessere Lösung und die volatilen Quellen wie Wind & Solar sind eben auch in 100 Jahren keine bessere Option, wenn man den Überschuss im Sommer nicht in den Winter hineintragen kann.