Die imperiale Lebensweise ist nicht einfach eine Frage individueller Konsumentscheidungen, sondern eine tief verankerte Struktur und umfassende Lebensbedingung. Sie ist historisch gewachsen und wird wesentlich von profitorientierten Unternehmensstrategien und machtvollen Politiken vorangetrieben und ist in Infrastrukturen, wie Produktionseinheiten, Vertriebswegen, Straßen und Flughäfen festgeschrieben.
Liest man den Satz genauer, so wird klar, dass die Wurzel von der ganzen Sache die
profitorientierten Unternehmensstrategien
sind, alles andere was da aufgeführt wird, lässt sich Schritt für Schritt daraus ableiten. Warum also nicht - so wie Marx, den Hr. Brand ja sicher kennt - von "Produktionsweise" sprechen, sondern von "Lebensweise"? Mein Verdacht ist, dass Hr. Brand eben doch ganz gern will, dass das fragwürdige "wir alle sind schuld" gedanklich mitschwingt.
Die Klimakrise ist gesellschaftspolitisch ein Top-Thema. Staatliche Politik und Unternehmen kommen unter Druck. Denken wir an die Zunahme der Produktion und des Verbrauchs von erneuerbaren Energien, Elektroautos oder den Initiativen, Stahl künftig mit Wasserstoff zu produzieren.
Wo kommen die denn nennenswert unter Druck? Alle die Beispiele, die genannte werden zeigen doch im Gegenteil, dass das oberste Prinzip, von dem abhängt, ob und wieweit sie umgesetzt werden, die Profitabilität und die Kalkulationen hinsichtlich der Weltmarktposition des nationalen Wirtschaftsstandorts ist.
Der Umbau muss ein sozialer und ökologischer sein.
Naja, wenn es auch unsozial oder unökologisch gehen darf, dann braucht man keinen Umbau, denn das haben wir ja schon. Der Satz ist nichts al eine wohltönende Tautologie.
Die Wissenschaft als solche gibt es ja nicht. Ein Gutteil der Wirtschaftswissenschaft predigt ja immer noch Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit um jeden Preis und stellt die Ausbeutung von Menschen und Natur nicht infrage. [...] Doch es gibt naturwissenschaftliche Einsichten und auch Teile der Sozial- und Geisteswissenschaften, die die Reichweite der Probleme erkannt haben.
Nun ja, bekanntlich kann von zwei sich widersprechenden Sätzen maximal einer richtig sein. Der Zustand der Gesellschaftswissenschaften, dass man munter einander widersprechende "Ansätze" neben einander bestehen lassen will, zeigt, dass die Gesellschaftswissenschaften im Kapitalismus gar nicht das Ziel verfolgen, herauszufinden, was Sache ist, sondern (Schein-)Argumente für die unterschiedlichen Interessen in dieser Gesellschaft bereit zu stellen.
Wichtig ist, dass der Umbau nicht auf dem Rücken der Schwächeren ausgetragen wird.
Es wäre ja auch das erste, was im Kapitalismus nicht auf dem Rücken der Schwächeren ausgetragen wird.
Und wir sagen, dass die herrschenden grün-kapitalistischen Strategien leider nicht die von vielen Menschen empfundene Ungleichheit angehen.
Schon wider so eine sich kämpferisch gebärdende Tautologie: wenn die besagten grünen Strategien (welche eigentlich?) die Ungleichheit angehen würden, wären si ja nicht grün-kapitalistisch!