Auch aus meiner Sicht kann es innerhalb einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung keinen ausreichenden Umweltschutz geben – aus den schon genannten Gründen. Damit stellt sich die Frage nach Alternativen.
Im Interview weist Ulrich Brand auf eine stärker „solidarische Lebensweise“ hin. Dies lässt darauf schließen, dass er der Denkschule der „Gemeinwohl-Ökonomie“ nahesteht. Dieser Ansatz stellt Solidarität, wirtschaftliche Kooperation, Umweltschutz und demokratische Mitbestimmung in den Vordergrund.
Doch lassen sich die Ideale der Gemeinwohl-Ökonomie mit der Natur des Menschen vereinbaren? In der Philosophie gibt es viele verschiedene Ansichten zum Menschenbild. Die Pole bilden Jean-Jacques Rousseau, der den Menschen ein sehr hohes Maß an Altruismus und Solidarität zuschreibt, und auf der anderen Seite Thomas Hobbes, der meinte, dass im Naturzustand ein Kampf aller gegen alle bestehe.
Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Und weil die Gemeinwohl-Ökonomie den Aspekt der Solidarität aus meiner Sicht zu stark betont, halte ich diesen Ansatz für nicht realistisch. Ich selbst bin ein Anhänger des Postmaterialismus. Gemäß dieser Denkrichtung werden ideelle Werte wie Bildung oder künstlerische Kreativität weit über materiellen Besitz und finanziellen Reichtum gestellt. Mit mehr materieller Bescheidenheit lässt sich nach meiner Einschätzung eine ökologisch nachhaltige Lebensweise erreichen.