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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Keine direkte Analogie

Aus meiner Sicht ist die Analogie zwischen Kriegswirtschaft und Klimakrise falsch, weil es ja keinen Konsens gibt, wie mit der Klimakrise umgegangen werden soll – beim Kampf gegen den Faschismus war der hingegen klar. Heute jedoch: Der Staat schafft das Umsteuern nicht, die Vermögenden sind in der Lage, mit Investitionen in fossile Energien Profite zu machen und ihre klimazerstörende Lebensweise aufrechtzuerhalten.

Ulrike Herrmann sieht angesichts des Klimawandels die Notwendigkeit, die Wirtschaft geordnet zu schrumpfen (und dann auf deutlich geringeren Niveau stabil zu halten), ohne dass es zu schlimmen, d.h. unkontrollierbaren gesellschaftlichen Verwerfungen kommt. Ihre Ausgangsfrage war: Gibt es historische Beispiele für eine sozial verträgliche Schrumpfungskur, womöglich solche, die sich als funktional erwiesen haben?

Ulrike Herrmann vergleicht also nicht direkt die akute Notlage Krieg mit der sich allmählich verschärfenden Notlage Klimawandel (die Analogie besteht für sie lediglich darin, dass teuer für etwas bezahlt werden muss, was vorher umsonst war: Frieden / Leben auf der Erde) , sondern sie sucht ein ökonomisches Modell für den Übergang vom dynamischen Kapitalismus hin zu einer deutlich geschrumpften und statischen Wirtschaft. Es geht ihr, wie sie immer wieder betont, um diesen einen Punkt: um den Übergang und darum, wie man ihn bewerkstelligen könnte, ohne dass die Nummer in einem Zivilisationsbruch (Anarchie oder ein rechtsradikaler Diktator) endet.

Herrmanns Modell hat natürlich keine Chance auf politische Zustimmung, und das weiß sie auch und räumt es auch ein. Aus ihrer Sicht ist es aber eben das, was zu tun wäre. Im Gegensatz zu den Vorstellungen von z.B. Brand: "...über soziale Bewegungen, von politischen Parteien, von Verbänden, von Akteuren einer solidarischen Wirtschaft" - das erscheint zwar auf den ersten Blick realistischer, funktioniert aber auf gar keinen Fall, da man aus dem Kapitalismus nicht schrittweise aussteigen kann. Man würde immer wieder rasch an den Punkt kommen, wo die Wirtschaft vor dem Totalkollaps steht, weil eine kapitalistische Wirtschaft nun mal zum Wachsen verdammt ist. Und dann würde jede Regierung immer weider die Wirtschaft zu stabilisieren versuchen, um die akute Krise zu meistern. Zum Schaden für die Umwelt...

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