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  • observer3

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Re: Putin ist eine Gefahr für ein friedliches Europa, jetzt und auch in Zukunft

mouse-net schrieb am 22.02.2023 16:34:

observer3 schrieb am 22.02.2023 15:22:

Im Interesse der in der Ukraine lebenden Menschen und auch im Interesse ganz Europas.

Seit seiner Unabhängigkeit bis inkl. 2013 war die Ukraine als Nachbar Russlands nie gefährdet. Die russlandfreundlichen Bevölkerungsanteile im Donbass und auf der Krim waren im Parlament in Kiew angemessen vertreten. Russlands geostrategisches Interesse an der Marinebasis auf der Krim war durch einen langfristigen Truppen-Vertrag abgesichert.
Die Ukraine hätte noch über viele weitere Jahre profitieren können, vor allem wirtschaftlich, durch eine Mittlerstellung zwischen EU und Russland.

Die durch den Umsturz 2014 in Kiew an die Macht gekommenen nationalistischen russlandfeindlichen Kräfte begannen aber den russlandfreundlichen Teil der ukrainischen Bevölkerung zu drangsalieren und das eigene Militär mit Hilfe von NATO Militärberatern auf NATO-Standard aufzurüsten. Hinzu kamen regelmäßige gemeinsame Militärmanöver mit der NATO. Der Beitritt zur NATO wurde in die ukrainische Verfassung aufgenommen.
Was sollte das?
Die auf der Krim lebenden Ukrainer beschlossen daraufhin mit einem Referendum, zur Russischen Föderation gehören zu wollen, im Donbass gründeten sich zwei selbsternannte Volksrepubliken.

Es war seit Jahzehnten klar, dass ein NATO-Beitritt der Ukraine die röteste der roten Linien Russlands war. Februar 2022, nachdem Minsk II über 8 Jahre nicht umgesetzt wurde, stattdessen Kiew nach wie vor die Donbassgebiete beschoss, entschloß sich Russland, in die Ukraine einzumarschieren.
Den Krieg jetzt in der Ukraine noch weiter gegen russiche Truppen zu führen, mag vielleicht im US-Interesse sein, es schadet aber massiv Europa und könnte die Ukraine am Ende noch sehr weitgehend zerstören.

Statt mit Russland einen Ausgleich unter Berücksichtigung gegenseitiger Interessen zu suchen, hat Selensky sein Land, wie es John Mearsheimer ausdrückte, zu einem militärischen Rammbock des Westens gegen Russland machen lassen.

Nach Putins Reden ist wohl davon auszugehen, dass es Frieden in der Ukraine nur geben wird, wenn die von Russland annektierten Gebiete von Kiew als russisch anerkannt werden und Kiew zusagt, neutral zu bleiben.
Wenn der Westen mehr herausholen will, muss er wohl angesichts der bereits massiven Verluste der Ukrainer, selbst aktiv in den Krieg ziehen.
Deutschland exponiert sich schon durch die Lieferung von Leopard-Panzern. Es ist auch leicht zu verstehen, warum die USA vor allem deutsche Panzer wollen: Sie erzeugen in Russland Erinnerungen an die Panzer Nazi-Deutschlands. Das wird zwar jeden Russen hinter Putin bringen. Ein möglichst tiefer Riss zwischen Deutschland und Russland ist aber aber andererseits eines der Ziele der USA in diesem Krieg.

Beschämend die Haltung unserer Ampelparteien, besonders die der SPD, die es vor Jahrzehnten noch besser wusste.
Russland (Sowjetunion) hatte, angetan von der Ostpolitik eines Willy Brandt und Egon Bahr, Deutschland seine millionenfachen Verbrechen im 2. Weltkrieg verziehen, der deutschen Wiedervereinigung zugestimmt und alle seine Truppen als Siegermacht des 2. Weltkriegs abgezogen.

Nun lässt die Kinder/Enkel-Generation dieser damaligen SPD angesichts des Anschlags gegen die wichtigste Energie-Infrastruktur Deutschlands (hinter dem man nach Herhs Artikel wohl den "Freund" vermuten darf) gegenüber solchen Freunden jedes Rückgrat vermissen und bringt stattdessen wie verlangt deutsche Panzer in der Ukraine gegen russische Soldaten in Stellung.
Das ist angesichts der deutsch/russischen Geschichte nicht nur eine ungeheure Provokation, sondern könnte sich noch als riesiger Fehler herausstellen.

Die Ukraine war und ist genauso gefährdet wie es Moldau, Tschetschenien, Georgien und jetzt die Ukraine ist und war.
Und das seit Putin mit seinen Visionen von Russland an der Macht ist.
Da gibt es nichts zu beschönigen - und Putin wird seine Pläne solange verfolgen wie er glaubt das zu können.
Egal wie viele Narrative da noch lanciert werden.

Es war ein riesiger Fehler Putin als "Friedensengel" mit viel Gasreserven zu betrachten.
Putin ist eine Gefahr für ein friedliches Europa, jetzt und auch in Zukunft, solange wie ein Diktator mit der Intention wie jetzt, ein altes russisches Reich wieder herzustellen um als "Großmacht" zu gelten, an der Macht ist.

Weder Putin noch Biden noch die Führer anderer mächtigen Nationen sind "Friedensengel".
Es geht in der internationalen Politik immer um Interessenausgleich.
Wer direkter Nachbar einer Großmacht ist, tut gut daran, deren Sicherheitsinteressen zu berücksichtigen und sich nicht von einer gegnerischen Großmacht in Stellung bringen zu lassen. Das gilt m.E. ganz allgemein.

Niemand käme auf den Gedanken, Mexiko zu raten, auf seinem Gebiet russische und chinesische Militärbasen aufzubauenn, die sich gegen die USA richten. Die Sicherheitsinteressen der USA werden da ganz selbstverständlich akzeptiert.

Das Problem ist, dass der Westen (NATO) zwar früher der Sowjetunion den Großmachstatus zubilligte, aber da man glaubt, man habe diese im kalten Krieg besiegt, billigt man Russland den Status nicht mehr zu und glaubt, seine Sicherheitsinteressen nicht beachten zu müssen. Manche glaben wohl, mit Russland genauso umgehen zu können wie z.B. mit dem Irak, den man mit Krieg fast vollständig vernichtete und dessen Regierungschef man hängen ließ.
Russland ist aber eine starke und moderne Militärmacht, konventionell (wie man jetzt sieht, wo der NATO die Munition ausgeht) und besonders hinsichtlich seiner Atomwaffen.
Hier den Blick für die Realität zu verlieren und in seinen Sieges-Phantasien zu schwelgen, kann in den eigene Untergang führen.

Die Propaganda (eigene wie auch die des Gegners) wird, wenn es zum Krieg kommt, immer vom Kampf Gut gegen Böse reden und natürlich ist die eigene Seite immer das Gute. Man sollte im Auge behalten, dass nicht nur unsere Politiker und Militärs, sondern auch die in Russland davon überzeugt sind, die Seite des Guten zu verkörpern.
Solche ideologische Sichtweise führt aber nicht weiter.

Zur Lösung des Konflikts wird man die Emotionen wie auch das Gut-Böse Schema zur Seite schieben müssen und rational einen Interessenausgleich suchen müssen, mit dem beide Seiten halbwegs leben können.
Kämpfen bis zum "totalen Sieg" gegen das russische Militär in der Ukraine wird nach meiner Einschätzung in einem Desaster enden.

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