schon mal selber eine Kuh gemolken? Ich bin damit aufgewachsen, in der guten alten Zeit (70ger und 80ger). Mit der Hand melken hab ich im Alter von 6 Jahren gelernt.
Die Bauern hier in meiner Heimatgegend hatten im Schnitt zwischen 10 und 20 ha Feld. Meist Viertel,- und Halbhüfner. Volle Hufen gabs fast keine mehr und das sogenannte "Gut" hatte eine Doppelhufe. Der Viehbesatz war als goldene Regel mit einer GV pro Hektar belegt.
Dabei zu beachten, dass Zugtiere wie Pferde und Ochsen dabei waren. Der durchschnittliche Bestand je Hof waren 8 bis 10 Milchkühe. Die standen von November bis zum August des Folgejahres angebunden im Stall und wurden mit Ackerfutter versorgt (Kleegras zumeist). Die Kühe wurden zweimal am Tag gemolken. Nachdem die Heu,- und Getreideernte abgeschlossen war, kamen sie zusätzlich auf die Weide. Im Dorf gabs immer Hütejungen, die sich in Ferienzeiten bei den Bauern paar Groschen damit verdient haben. Nachts blieben die Tiere aber im Stall. Jede Kuh kannte ihren eigenen Platz und hat sich dahin gestellt und sich die Kette um den Hals legen lassen. Der ganztägige Weidegang kam erst mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR auf. Klimaabhängig von Anfang Mai bis Ende Oktober. So ähnlich wie bei der Almwirtschaft. Die Kühe wurden ausschließlich mit hofeigenem Futter versorgt. Bis auf Mineralstoffgemenge. Also vorrangig Raufutter (Heu, Stroh, später Silage). Getreideschrot (meist Gerste und Hafer), Runkelrüben, Krautstrünke gabs als sogenannte "Scheffelfutter" als Angemenge. Die Kühe wurden sehr alt (10 Jahre und mehr) und gehegt und gepflegt. Die Milchleistung war freilich nicht so hoch (um die 4000 l in einer Laktationsperiode). Aber ich wage mal ehrlich zu bezweifeln, ob eine Kuh jetzt mit Ganzjahresaufstallung und optimierter Fütterung im Laufstall und Melkroboter glücklicher ist. Diese Tiere geben zwar um die 10.000 l Milch im Jahr, werden aber selten älter als 5 - 6 Jahre.
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