... betrieben wird der vom Vater einer Freundin der Familie.
Es sind so 100 Rinder, ein paar Pferde & co. Das liebe Vieh steht fast das ganze Jahr über auf der Weide und im Winter in einer Art "offenem Stall", damit sie es trocken von oben haben. Die Rinder werden nicht um ihre Hörner gestutzt und haben reichlich Bewegungsspielraum auch um Stall. Dazu kommt die lange Mutter-Kalb-Zeit, die auch unüblich ist in modernen Großbetrieben.
Natürlich ist der Betrieb eine absolute Ausnahmeerscheinung - diese Art der Erzeugung ist deutlich teurer, weil die Schonung der Tiere eben auch mehr Platz und viel mehr Zeit bedarf, als sonst üblich.
Dennoch sehe ich hier eher ein Modell für die Zukunft als in den Großbetrieben, die stark rationalisiert arbeiten und die Tiere in den Produktionsprozess in Zahl und Norm einbinden. Da ist kein Freiraum für Abweichungen, die Hörner müssen ab, die Kälbchen werden direkt nach der Entbindung von der Mutterkuh entfernt usw. Und Platz ist Premium: je mehr Vieh pro Flächeneinheit, desto günstiger wird's unterm Strich.
Wenn Zeitenwende, warum dann nicht weg von den Massenveranstaltungen hin zu kleineren Betrieben? Milch und Milchprodukte von dem oben beschriebenen Hof sind nicht deutlich teurer als die Premiummarken im Supermarkt. Man muss halt mit dem Auto oder dem Fahrrad hinfahren und bekommt nur eine schmale Auswahl am Hofladen verglichen mit dem Supermarkt. Dafür sind die Wege halt kürzer.
Man könnte aber auch bei den Großbetrieben die "Zeitenwende" einläuten: nicht mit Lügenlabels zum Tierwohl, sondern mit neuen Vorgaben. Halbieren wir doch einfach mal die Anzahl Tiere pro Flächeneinheit, die maximal erlaubt sind und geben vor, dass die Tiere mindestens 180 Tage zu je 6 Stunden auf die Weide gelassen werden müssen, damit sie sich bewegen können. Dann ist Schluss mit billiger reiner Stallhaltung unter "Sonnenlichteinfall". Das Vieh muss sich bewegen können und frisches Gras fressen dürfen. Teuer wird Fleisch sowieso, aber wenn's teuer ist, sollte das Vieh zuvor wenigstens nicht gequält werden dürfen.