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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Also. Einen Virus auszumerzen ist so aussichtsreich ...

... wie den Regen mit Windmühlen vertreiben oder die Sonne am Aufgang hindern zu wollen. Es gibt einfach ein paar Dinge, die kann man nicht ändern.

Wie wirkungsvoll die bisher gelebte Maßnahmenpolitik ist, kann man ja an den offiziell veröffentlichen Zahlen erkennen. Böse Zungen meinen, die Maßnahmen würden schlimmeres verhindern, der Beweis bleibt freilich aus. Auch die Gegenmeinung lässt sich nicht beweisen: ohne Maßnahmen wäre es nicht schlimmer. Konzentrieren wir uns also mal auf die Wirkungen, die in jedem Falle nachweisbar sind:

Die psychologische Komponente der Maßnahmenwirkung

1. Maskenpflicht
Seit fast einem Jahr leben wir mit den Maßnahmen, mal mehr, mal weniger invasiv in unserem Alltag. Seit die Maskenpflicht eingeführt wurde, dient diese vor allen Dingen dazu, die menschliche Mimik einzuschränken. Im Gegensatz zum asiatischen Kulturkreis, der sich auf die Augen konzentriert, sind wir in der westlichen Welt geübt, das komplette Gesicht zu lesen und die Intentionen zu deuten. Indem die Mundnasenpartie abgedeckt wird, fehlen aber wesentliche Informationen, was zu Missverständnissen führen kann.
Das Fehlen des Mundes als Mimikbestandteil sorgt zudem dafür, dass man keinen Menschen mehr lächeln sieht - und das drückt das eigene Gemüt.
Last but not least soll die Maske auch jene Menschen an die Tatsache erinnern, dass wir uns in einer "Notsituation" befinden, auch wenn derjenige weder Nachrichten hört noch im Verwandten- oder Bekanntenkreis jemanden kennt, der eine Corona-Infektion erlitten hat oder gar einen schweren Verlauf hatte.

Frosch, Wasser, Kochtopf, Feuer -> Maßnahmensalamitaktik
Drehen wir mal das Jahr um 12 Monate zurück. 2020, Corona wird zum Tagesthema. Der übliche Virus, wie er seit 2009 in Form der Schweinegrippe irgendwo in Asien auftaucht und für ein paar Monate Thema ist. Die schwerwiegensten Folgen hatten Landwirte zu tragen: wo die Schweinegrippe auftauchte, wurde gekeult. Ähnliches Spiel auch mit der Vogelgrippe. Warum hätte es bei Corona anders sein sollen? Wieder ein Virus, das "ach so gefährlich" sein soll und dann am Ende kaum Impakt hatte.
Wenn also im Februar '20 die Politiker Lockdownmaßnahmen wie für den Februar '21 gefordert hätten, wäre im Lande Achterbahn gewesen. Der Lockdown März - Ostern war "Kindergeburtstag" und für alle Beteiligten erträglich, trotz Gemoser. Danach Entspannung, aber kein Ende der Notstandsgesetzgebung - schon damals habe ich geahnt, dass wir keine bürgerlichen Freiheiten zurückerhalten haben, sondern nur Privilegien, die "nach Gutsherrenart verteilt oder eingezogen werden" konnten. Seit Ende Oktober wird das vortemperierte Wasser mit dem Frosch langsam aber sicher auf Siedetemperatur gefahren und jede Elefantenrunde gebiehrt nur neue Grausamkeiten. Inzwischen öffnen die ersten Restaurants und Friseurläden auf eigene Faust, als letztes Aufbegehren gegen die sichere Insolvenz. Wer leise stirbt, stirbt einsam, wer tosend untergeht, erregt Aufmerksamkeit.
Dieses langsame Erhitzen sorgt aber für unendlich Frust bei allen Betroffenen, egal, ob deren Existenz auf dem Spiel steht oder sie nur zu Homeoffice und Homeschooling verdonnert werden. Die Nerven liegen einfach blank.

Kein Licht am Ende des Tunnels
Wer geht gern zum Zahnarzt? Ich nicht. Aber wenn der Zahn schmerzt und man kein Auge mehr zubekommt, dann macht man eben einen Termin aus. Man geht hin, lässt die schmerzhafte Prozedur über sich ergehen und wird den Schmerz los. Manchmal mit Zahn und Wurzel, manchmal aber auch mit einer geflickten Ruine.
Wenn man also weiß, dass am Ende des Leids eine Besserung steht, erträgt man das Leid viel leichter. Anders sieht es dagegen aus, wenn es keine solche Perspektive gibt.
Und genau das ist aktuell der Fall. Es gibt keine Perspektive, die eine Rückkehr zur Normalität erlaubt. Die Politiker wollen es nicht, schon Anfang '20 war davon die Rede, dass wir uns auf die "neue Normalität" einstellen sollen. Aktuell sieht die Lesart so aus, dass auch MIT Impfung kein Ende der Maßnahmenpolitik in Aussicht gestellt wird. Statt dessen denkt man drüber nach, Geimpften Privilegien anzubieten, die man Impfverweigerern vorenthalten will. Privilegien sind aber keine Grundrechte. Und so würde es mich nicht wundern, wenn zur Grippesaison 21/22 auch Geimpfte wieder im Lockdown sitzen müssen, während Impfverweigerer das ganze Jahr unter Maßnahmen und "gesellschaftlichem Druck" haben leben müssen. Manch einer hat ja bereits seinen Arbeitsplatz aufgrund des "Neins" zur "freiwilligen" Impfung verloren. Und geht es nach manchem Politiker, dürfen Ungeimpfte bald nicht einmal mehr einkaufen gehen, geschweige denn, Theatervorführungen besuchen, ins Kino gehen oder auf ein Konzert.
Und das Ganze eben ohne Perspektive "irgendwann ist das vorbei". Es gibt keine Terminierung, keine Aussicht, dass es mal endet. Im Gegenteil: nach Covid-19 lauern schon Covid-Mutationen oder MERS als Grundlage für weitere Maßnahmen. Und geht es nach Herrn Lauterbach, ist es nur recht und billig, die Leute für's Klima in die Maßnahmenmangel zu nehmen.
Kein Ende in Sicht, die Folter läuft, der Schmerz lässt nicht nach - psychologisch eine Katastrophe.

Kindheit, welche Kindheit?
Früher gab's Freizeit draußen auf dem Bolzplatz, auf dem Spielplatz, meinetwegen auch an der Halfpipe. Das war mal. Heut ist das nicht mehr möglich, weil "unkontrollierbare Kontakte". Schulen sind wieder geschlossen, Kindergärten bieten nur Notbetreuung an für berufstätige Eltern in systemrelevanten Berufen, der Rest muss die Kinder zu Haus betreuen. Die soziale Komponente für Kinder, nämlich mit Gleichaltrigen regelmäßig und vor allen Dingen frei interagieren zu können, ist vollständig zerstört worden von der Maßnahmenpolitik.
Aber auch vor Schließung von KiTas und Schulen war die Situation für Kinder nicht tolerierbar: Abstandsregeln auf dem Pausenhof, Dauerlüftung bei frostigen Temperaturen, Maskenpflicht im Unterricht.
Derweil echauffiert sich Frau Bundeskanzlerin, sie "lasse sich nicht anhängen, Kinder zu quälen." (siehe Quelle).
Q: https://www.focus.de/politik/deutschland/corona-gipfel-lasse-mir-nicht-anhaengen-dass-ich-kinder-quaele-wie-streitthema-schule-beinahe-zum-eklat-fuehrte_id_12888409.html

Auf die Enkel vergeblich warten, der Tod kam früher
Ungeachtet der aktuellen Impfkampagne in Pflegeheimen (Pflegekräfte und Senioren gleichermaßen betroffen) gibt es auch das Thema, dass die Alten seit Monaten ohne Kontakt zu ihren Angehörigen in den Heimen ausharren müssen. Insbesondere demenzkranke Menschen verstehen nicht, warum sie ihre Kinder und Enkel nicht mehr sehen können. Für sie ist das Warten unerträglich, auch, weil sie kein Zeitgefühl mehr haben und es sich wie eine Ewigkeit anfühlen muss. Die letzten Tage vor dem Ende wünschen sie sich oft nichts mehr, als noch einmal ihre Enkel sehen zu dürfen - der Wunsch bleibt unerfüllt, obschon ausdrücklich von der Bundesregierung erklärt wurde, Sterbende sollen von ihren Angehörigen noch besucht werden dürfen.
Offenbar ist das nur Theorie.
Und so versterben dieser Tage Menschen in den Seniorenheimen, die vielleicht noch länger leben würden, wenn sie regelmäßig Besuch empfangen dürften und dieser Besuch ihnen etwas gibt, was dieser Tage fehlt: Nähe, Liebe und Willenskraft, noch etwas länger bleiben zu wollen.

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Wie gesagt: niemand kann mit Bestimmtheit sagen, ob die Maßnahmen coronawirksam sind oder nicht. Die psychologische Wirksamkeit ist aktuell Gegenstand von Untersuchungen und die bisherigen Ergebnisse lassen kaum ein gutes Haar an der Maßnahmenpolitik. Wenn die Therapie schädlicher ist als die Krankheit, warum dann nicht lieber die Krankheit durchleben und die Therapie sein lassen? Oder wenigstens die Therapie verbessern?

In diesem Sinne: "Hinterfragen ist kein Verbrechen!"

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