Nicht, dass ich nun mit allem einverstanden wäre, was Wetzel ausführt, aber doch mit einigem. Es ist, ich weiss es nicht genau, schon einige Monate her, seit ich in meinen Kommentaren den Begriff 'Freizeit-Lockdown' eingeführt habe. Dieser bringt auf den Punkt, was Wetzel im ersten Teil seines Beitrages etwas umständlich ausführt. Der kapitalistische Staat tut alles, um den Virus einzudämmen und gleichzeitig die kapitalistische Wirtschaft so wenig wie möglich zu behindern. Es resultiert die beschriebene double-bind-Situation. Die schlimmste Folge ist aber, dass die Eindämmung nicht gelingt, es zum unerträglichen Jojo-Effekt kommt. Die Regierung schiesst sich in Wirklichkeit selber ins Knie, denn sie löst aus, was sie doch zu verhindern sucht, ökonomische Bedrängnis.
Noch viel früher habe ich auf die weltweit zahlreichen wilden Streiks hingewiesen, die von der absolut berechtigten Angst motiviert waren (oder sind), sich am weitgehend ungeschützten Arbeitsplatz anzustecken.
Damit hab ich genau Null Echo ausgelöst, denn die deutsche Diskussion ging andere Wege, arbeitete sich an schwachsinnigen Unterstellungen ab, der Staat inszeniere aus dunklen Gründen die Pandemie, wenn doch offensichtlich ist, dass die ohnehin angeschlagene kapitalistische Wirtschaft eine derartige Situation fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Was selbstverständlich nicht heisst, dass es, wenn sie denn da ist, nicht auch Gewinnler gäbe. Über alles gesehen ist sie aber objektiv schädlich und unerwünscht. Aber nur wenige Regierungen weltweit waren kompetent genug, um schnell zum Schluss zu gelangen, dass drakonische Massnahmen die einzige Chance darstellen, das Problem zwar nicht komplett aus der Welt zu schaffen, aber doch unter Kontrolle zu bekommen. Hauptsächlich einige im asiatisch-pazifischen Raum, sowie ein paar wenige nicht neoliberal Versiffte, die es noch gibt.
Demirović, den ich nicht weiter kenne, scheint einer derjenigen zu sein, die sich von diesem irrigen Muster noch nicht gelöst haben und damit eine virtuelle Querfront aufrechterhalten. Aber vielleicht wirkt der Zero-Covid-Aufruf nun als eine Art Katalysator, der wieder trennt, was nicht zusammengehört. Spät, aber immerhin.