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Avatar von Twistie2015

mehr als 1000 Beiträge seit 21.01.2015

Menschenverachtende Politik

Ich empfinde die Politik derzeit mehr denn je menschenverachtend. Um jede noch so unsinnige Maßnahme zu begründen, nutzt man jeden Coronatoten, jeden noch nicht kremierten Sarg usw. Man spielt auf der emotionalen Klaviatur damit bloß niemand sich fragt, warum man demnächst z.B. zum Friseur darf und bei dem 10qm möglich sind (Österreich), warum man im Supermarkt 20qm benötigt als Fläche pro Kunde. Das ist nicht mehr vermittelbar, insofern setzt die Politik einfach auch auf Schockbildchen wie bei den Zigarettenpackungen und auf Durchhalteparolen gleichzeitig.

Einserseits (auch Stand Österreich) wird gesagt, man solle bitte kaum mehr herausgehen, schon gar nicht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens, ohne auch dafür eine Begründung zu liefern. Bedenkt man, dass sowohl Spaziergänge, dringende Einkäufe möglich sind und erlaubt sind, stellt sich die Frage, was ist eigentlich dann genau verboten? Und trotzdem sind die Straßen hier menschenleer wie bei TWD und Leute raunzen einen an und sagen, man soll gefälligst ins Haus gehen nur weil man vor der Tür steht und rausschaut.

Zur Arbeit fahren, gehen, laufen darf man natürlich jederzeit.
Oder nehmen wir Demonstrationsverbote teilweise in D. Es ist zwar erlaubt, im Supermarkt einzukaufen mit Abstand und Maske, aber eine Demo mit Abstand und Maske (Ich rede nicht von irgendwelchen Riesenevents ohne Maske usw, sondern von einer kleinen Demo, wo sagen wir 100 Leute mit genug Abstand und Maske stehen und ihre Schilder hochhalten) wird nicht zugelassen.

In Österreich öffnen Friseure ab demnächst (yay), aber Restaurants, die teilweise über Filtersysteme verfügen, die Abstandsregeln einhalten und überwachen könnten usw, bleiben weiterhin geschlossen, selbst draußen auf der Terrasse darf man nicht sitzen und sich ein Glas Cola gönnen, aber gerne doch mit 7 Flaschen Cola in der Tasche nach Hause gehen.

Die Schulen werden als Hort der Glückseligkeit gepriesen, die offen bleiben müssen damit die häusliche Gewalt nicht zunimmt, als wäre es so super, wenn neben dem Wegfall eines Gehalten (als fiktives Beispiel) auch noch miese Noten des Nachwuchses dazukommen, der bei dem ganzen Hick-Hack nicht mehr zurechtkommt, eigentlich psychische Hilfe benötigt, sie aber nicht findet weil er den ganzen Tag auf ein paar Quadratmetern mit seinen Eltern zusammen ist und die ja nicht mitkriegen dürfen, was mit ihm los ist bzw. zu beschäftigt sind mit dem "Home Office", was nur mobiles Arbeiten unter erschwerten Bedingungen ist.
So wird die Schule mal geöffnet, mal nicht, mal wieder gibt es nur ein paar Stunden Präsenzunterricht, mal keinen, die Lehrer geben teilweise Hausaufgaben auf als gäbe es kein Morgen und bieten jetzt auch noch an, auf die Ferien zu verzichten um sich (natürlich freiwillig, als würden keine Eltern dahintersitzen, die sagen "du musst dich jetzt zusammenreißen und deine Noten verbessern, was soll denn aus dir werden?")die schulischen Lücken füllen zu lassen.

Äußerst pietätvolle Lehrer bieten dem Nachwuchs dann auch an, zwar nicht über Corona zu reden, aber doch bitte 4 Seiten Interpretation von "Der Tod in Venedig" zu schreiben damit der ohnehin überforderte 14jährige, der sich gerade mal frisch verliebt hatte, jetzt aber zuhause sitzt und nicht weiß, wo er mit seinem Frust und seiner Depression hinsoll weil die Hormone nun einmal auch verrückt spielen, dann zusätzlich noch mit dem Thema Tod und Pandemie überfordert wird.

Dass man bei dieser Politik und den teilweise auch völlig unsinnig klingenden Maßnahmen sich irgendwann in einen "nichts mehr zu verlieren"-Zustand begibt und rausgeht und sich sagt "mir ist alles egal" ist imho nachvollziehbar, auch weil die therapeutische Hilfe derzeit leider ebenfalls (Stand AT) auf Sparflamme läuft und die wenigen, die wenigstens telefonische Beratung usw. anbieten, auf Monate hinweg ausgebucht sind (was vorher auch schon ein Problem war, sich jetzt natürlich aber potenziert hat).

Auch hier gilt: bisher konnte man im Supermarkt einkaufen, man kann demnächst zum Friseur, aber was unterscheidet eigentlich den Friseur von einem Nagelstudio? Warum ist es so wichtig, dass die Mähe gestutzt ist, während es egal ist, wie die Hände ausshen? Mir geht es nicht darum, den Friseuren nichts zu gönnen, aber ich sehe da wenig Unterschiede. Auch beim Nagelstudio, bei der Physiotherapie usw. kann ich doch meine Maske tragen und teilweise sogar mehr Abstand halten als beim Friseur. Dennoch fallen hier (wieder Stand AT) reihenweise Physiotherapien flach und bleiben auch eingestellt,

Einerseits die dauernde Angst, andererseits die Tschaka-Durchhalteparolen, aber wie es den Menschen dazwischen geht, das ist nebensächlich, finde ich.
Mir graut es jedenfalls vor dem Leben nach Corona - so schön es sein wird, dass man wieder sich ohne Maske bewegen kann, Menschen umarmen kann usw, ich denke, es wird sich ein gnadenloser Hedonismus seine Bahn brechen, der alles, was ggf. während der Pandemie in Bezug auf Solidarät usw. gelernt wurde, wegspült.
Und die Therapeuten, gerade auch im Kinder- und Jugendbereich, aber nicht nur, werden alle Hände voll zu tun haben, mit den Kindern, die jetzt morgens aufstehen und sich fragen, ob es wieder eine Videokonferenz gibt, die wegen idiotischer Fehler gestürmt werden kann oder bei der der Lehrer zwar nicht merkt, dass man ihn nicht verstehen kann, aber dennoch genug Hausaufgaben für 4 Stunden gibt, während sie sich fragen, wie lange sie den PC noch benutzen können bis ihn ein Elternteil benötigt.

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