Ich seh den Titel und denke, omg, schon wieder einer, der wievielte wirds sein, der versucht, die Realität, die ihm nicht passt hinzubiegen, damit sie so aussieht, wie er sie haben möchte. Soll man wirklich die gesamte Suada lesen?
Schon nach den ersten Sätzen ist klar, da hat einer den Homeoffice-Koller. Mit der Chuzpe des zu allem Entschlossenen definiert er Realität. Ein Karl, äh Kerl muss eine Meinung haben. Das Image der Linken sei beträchtlich beschädigt, wegen Zero-Covid. Der Rezipient grinst innerlich, das Image der Linken ist doch seit Jahrzehnten am Arsch.
Es folgt ein kurzes Interludium, keine Angst, ganz faktenfrei, zum Thema Impfung. Die stört, denn wenn die nützt, dann machen die Präventivmassnahmen ja doch Sinn. Also weg mit ihr. Alles Lug und Trug. Impfen hat noch nie geholfen, jawoll.
Nun aber ran an die Minna, zu Zero-Covid. Zitate - und eine Entlarvung. Trotzkistischer Hintergrund. Ha, ganz schlimm, ganz schlimm sag ich euch... äh, wie war das nochmal mit dem Image, um den unser Heimwerker einleitend so besorgt war? Lockdown a la Arbeiterklasse - das kann doch niemand wollen... Den Arbeitern sagen wir schon, was sie wollen.
Diagnose am Krankenbett des armen, gebeutelten Kapitalismus. Der Trotzkisten-Virus ist offenbar in die Köpfe der just milieu-Vertreter eingewandert und hat sie umprogrammiert. Und nun zerstören sie, was doch eigentlich ihr Daseinszweck wäre. Und dann kommen Uber und AirBnb, wahrscheinlich trotzkistische Erfindungen...
Phrasen dreschen tun sie, die Linken. Jaja, ganz arg, darum das schlechte Image. Schlimm. Und nun zerstören sie das soziale und kulturelle Leben. Aber das war doch schon immer so, dafür sind sie doch da. Gut, früher konnte man sie einfach nach Moskau schicken, und jetzt, wohin bloss mit diesen Zerstörern, diesen Weitermach-Verhinderern, diesen Lebensanbetern.
Und so gehts gefühlt endlos weiter. Der Autor stellt rhetorisch weise Fragen, die er sich gleich selber beantwortet, und faselt sich so, weiterhin von Argumenten unbefleckt, quälend langsam ans Ende seiner Texterei, bringt noch ein paar Mal die Vokabel 'autoritär' unter. Mann, Mann, das wissen wir doch schon seit Menschengedenken, dass die Linken alle scheissautoritär sind. Heimtückisch missbrauchen sie jetzt die harmlose Seuche, um den sonst kerngesunden Kapitalismus endlich den Garaus zu machen und uns alle ins tiefste Elend zu stürzen. Aber zum Glück gibts so Hellsichtige wie den Reitter Karl. Der besorgt es ihnen, aber zünftig.