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Avatar von Schreiber_Georg
  • Schreiber_Georg

mehr als 1000 Beiträge seit 15.10.2017

Re: Noch schwieriger

umbhaki schrieb am 08.01.2018 12:45:

Kolonialzeit dauert an?

Ja. Den Begriff des Neokolonialismus könne Sie sogar bei Wikipedia nachlesen, auf Wunsch nenne ich Ihnen aber gerne auch weiterführende Literatur.
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Saddam Hussein hat westliche Ölfirmen verstaatlicht, die dort sicherlich nur wegen der Völkerverständigung tätig waren, nehme ich an. Als besonders begabter Frauenunterdrücker ist er mir bislang nicht bekannt geworden, wenn ich auch weiß, dass er ein despotischer und brutaler Armleuchter war. Der finale Krieg gegen ihn war völkerrechtswidrig, und im Guardian (ein linksrotgrünversifftes Medium aus Großbritannien) stand 2007:„The man once regarded as the world's most powerful banker has bluntly declared that the Iraq war was 'largely' about oil.“ Gemeint war ein Herr Greenspan, seines Zeichens ein grünlinksrotversifftes Bankenindividuum aus Nordamerika.

Baschar al-Assad wiederum galt lange als eine Hoffnungsfigur für eine Liberalisierung der arabischen Welt, und er hat in diese Richtung tatsächlich auch einige Anstrengungen unternommen. Dafür ist er ja auch über eine längere Zeit in den westlichen Medien sehr gelobt worden. Ihre Interpretation, er habe seine Minderheit, der er angehört, begünstigt, mag ich nur teilweise gelten lassen. Sicherlich hat er wie alle Machthaber seinen Clan begünstigt, das ist nun leider nichts außergewöhnliches.

Im Westen ist es die eigene Clique, die nicht identifizierbar ist, weil als Eliten getarnt. In Staaten dieser Klasse werden die Grenzen zwischen den Gruppen über Religion oder Familie definiert. Das fällt eher auf und erzeugt Aggression. Das ist deren Verantwortung.

Seine Liberalisierungsbestrebungen hinsichtlich des gelebten Islam sind sicherlich auch aus seiner religiösen Strömung erwachsen – Assad ist Alawit (seine Gattin übrigens, jahrelang von der westlichen Boulevardpresse gehätschelt und bewundert, ist Sunnitin).
Assad hat beträchtliche Schritte innerhalb der islamischen Welt getan, um nicht zuletzt den Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Während des Irakkrieges hat Syrien mindestens 300.000 Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen, die wegen der dort herrschenden Liberalität oft gar nicht ehr zurückwollten, wussten Sie das?

Wie dem auch sei, es ist eine nicht mehr bestrittene Tatsache, dass in all diesen sogenannten „Bürgerkriegen“ die sogenannten „Freiheitskämpfer“ aus der westlichen Welt – gerne auf dem Umweg über Saudi-Arabien oder die Türkei – unterstützt wurden. Niemand glaubt inzwischen noch, dass die da ihre Waffen, Kommunikationsmittel, Munition und Strategien selber finanziert oder selber gebacken hätten.

Sie haben keine Vorstellung https://www.vice.com/de/article/zn54vy/eine-kalaschnikow-in-handarbeit

Es glaubt auch kaum jemand noch, dass es diese „Freiheitsbestrebungen“ ohne westliche Initiierungen überhaupt gegeben hätte. Treibende Kräfte waren übrigens, neben den USA, die europäischen Staaten Großbritannien und Frankreich. Alles unsere guten Freunde, an deren Seite wir fest stehen, aber sowas von!

Dadurch stehen wir auch an der Seite der Islamisten.

Bedauerlich! Aber kann man das so pauschalisierend sagen?
Iran versucht mit Hilfe Russlands seinen Einfluss bis zum Mittelmeer auszudehnen. Wahrscheinlich um Einfluss zu habe aber auch um Israel zu schaden.
Russland versucht seinen Einfluss zu behalten. In der Vergangenheit wollte man ihn ausdehnen und war auch mal in Afrika zu Gast (Mozambique und Angola) in Form von NVA und kubanischen Truppen finanziert von der UdSSR.
Russland betreibt aktuell die Strategie die Öl- und Gasversorgung von Europa in die Hand zu bekommen. Den USA wird gern unterstellt, dass sie Flüssiggas in den europ. Markt drücken wollen.
Die Chinesen dehnen ihren Einfluss aus, indem sie Inseln aufschütten und behaupten, dass dies China sei. Wahrscheinlich ist der Umsturz in Simbabwe von China orchestriert.
Indien versucht ebenfalls Einfluss zu gewinnen. Zuletzt in Ceylon ansonsten eher weniger erfolgreich. Fortwährend grenzt man sich gegen Pakistan ab.
Die USA betreibt dasselbe oder auch ein ähnliches Spiel.
Waffenhandel betreiben alle.

Nur im Fall der USA (des Westens) gibt man dem Kind einen Namen und nennt es Postkolonialismus (Kolonialismus=böse). Damit kann es zur Agitation benutzen. Die anderen geraten dabei aus dem Blick.

Ich finde, dass dieser Begriff Postkolonialismus überbewertet ist und Synonyme hat, wie Imperialismus, Neoliberalismus usw.
Es ist naiv zu glauben, dass nur die USA davon was verstehen.
Es lässt sich vielleicht schlichtweg nicht vermeiden.

Dabei war die Religion stets Mittel zum Zweck: Sunniten gegen Schiiten, umgekehrt auch und so weiter.

Wenn Iran nach wie vor erklärt, Israel vernichten zu wollen und dafür alles mögliche einsetzt, dann ist Religion deren Fetisch nicht in erster Linie Mittel und Zweck anderer.

Der Zweck, zu dem dieses Mittel eingesetzt wird, sind „unsere“ Rohstoffe und seine Transportwege.
Es sind demnach die Unabhängigkeitsbestrebungen diverser laizistischer Regierungen dort, die durch diese BürgerStellvertreterkriege zunichte gemacht wurden. Gemeint ist nicht mehr (allein) die politische, sondern die wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Definiere "wirtschaftliche Unabhängigkeit" in Zeiten der Globalisierung!

Dass dabei, durch die massive Förderung islamistischer Halsabschneider, auch die gerade in sichtbaren Ansätzen errungenen Frauenrechte wieder zunichte gemacht wurden, liegt auf der Hand und ist von den westlichen Initiatoren zwar vermutlich nicht gewollt worden, war aber abzusehen. Was sind schon Frauenrechte gegen eine sichere Ölversorgung, gelle? Nur sollte man sich dann im ach so zivilisierten Deutschland dann auch nicht drüber aufregen, wenn winzige Spurenelemente dieser Entwicklung jetzt auch bei uns auftauchen.

Damit nehmen wir den geringen Teil der zu recht Asylsuchenden aus der Beschwerde raus. Bleiben die Glücksritter, Wirtschaftsflüchtlinge und möglicherweise geflohenen Kriminellen. http://www.wiwo.de/politik/deutschland/asylbewerber-und-kriminalitaet-wie-kriminelle-fluechtlinge-die-verwaltung-austricksen/12820978.html

Über die paar Millionen Toten, die all das gekostet hat, regt man sich ja auch nicht auf.

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Die Geschichte könnte man anders herum genauso erzählen, nämlich indem man auf die Beiträge zur Entwicklung durch die Kolonialmächte hinweist.
So weit ich weiß, hat England die Sklaverei 1833 abgeschafft. Da waren viele dieser Länder nicht ganz so schnell. Saudi-Arabien hat das, glaube ich, in den 1990ern geschafft. Möglicherweise ist diese Version der Sozialgeschichte genauso falsch.

Darin steht, dass ich die Kolonialzeit für alle Probleme verantwortlich machen würde. Das allein rechtfertigt schon die Zuweisung „albern“. Wie höflich soll ich denn noch werden?
Weiter lese ich, dass ich die Leute von Verantwortung und Mündigkeit freistellen und mich in die Rolle des „weisen Bwana“ begeben wolle. Woraus lesen Sie das nur in meinem Beitrag? Vielleicht ist es ja durch meine Erklärungen oben klarer geworden, was ich meine. Hoffe ich jedenfalls, so ein Forum ist ein vertracktes Medium. Man kann und will hier ja schließlich kein Buch schreiben.

Was die Sklaverei angeht, so bringt Sie selbst der gleichnamige Artikel in der Wikipedia schon ein bisschen weiter.

[/quote]

Wikipedia ist ein sehr gutes Medium bei Faktenwissen. Bei weltanschaulichen bzw. interpretierbaren Themen unerträglich. Der Artikel Sklaverei von Wikipedia ist maximal eine Übersicht. Man kann hier kein Buch schreiben, das ist richtig.

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Jedoch interpretieren Sie mich falsch, ẃenn Sie meine Kritik am (Neo)Kolonialismus auf die Sklaverei verengen. Auch das ist, hoffe ich, nun klarer.

Zu den von Ihnen postulierten „Beiträgen zur Entwicklung durch die Kolonialmächte“ hätte ich gerne Beispiele. Meinen Sie die paar Eisenbahnlinien, die unangemessene Verwaltungsstruktur oder die schönen Kolonialbauten?

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Ich wollte auf etwas anderes heraus. Ich kenne mich nicht so gut in Afrika aus, aber ich musste mich von Leuten die sich dort auskennen, schon darüber belehren lassen, dass die Afrikaner sich schon selbstbewusst und unabhängig sehen und sich selbst helfen wollen und Ausbeutungstheorien à la Postkolonialismus gar nicht so überzeugend finden.
Ich kenne aber Leute in Südostasien (und Südasien), die wenige Probleme mit der kolonialen Vergangenheit sehen und stattdessen einen Vorteil darin sehen, dass die Kolonialmächte ihnen eine einheitliche Sprache gegeben haben. Die Klagelieder, die hier über die dritte Welt gesungen werden, wollen die nicht hören. Speziell Indien lebt heute noch von den paar Eisenbahnlinien der Engländer. Mit z.B. 3% Bevölkerungswachstum und 1% Wirtschaftswachstum ist es schwierig neue Bahnen zu bauen. (Schuld der Kolonialmächte?) Wie sah es eigentlich in Indien vor Eintreffen der Engländer machtpolitisch aus?
Auch der Postkolonialismus ist so eine Sache. Da gab es mal ein Entwicklungsprojekt in Rourkela, ein Stahlwerk. Postkolonialistisch wahrscheinlich. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46265291.html
Fragen Sie mal Lakshmi Mittal was aus der Stahlindustrie in Indien wurde. Ausbeutung durch Postkolonialismus?

Aber zurück zum Frauenbild. Ganz kurz beschreiben. Es sollte uns klar sein, dass 80% der Weltbevölkerung in patriarchalischen und, vielleicht noch wichtiger, traditionellen Gesellschaften leben. Die sind per se nicht schlecht, weil sie in ihrem Umfeld funktionieren. Das Ganze in eine moderne Industriegesellschaft verpflanzt, gibt Stress. Logisch gesehen, wäre es besser das Geld, was hier für die Gäste gebraucht wird, für viel mehr Menschen in den Herkunftsgebieten einsetzen.

[quote]

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