Ansicht umschalten
Avatar von umbhaki
  • umbhaki

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2012

Re: Noch schwieriger

Im Westen ist es die eigene Clique, die nicht identifizierbar ist, weil als Eliten getarnt.

Diese Erklärung ist mir zu einfach. Der Westen ist ideologisch anders drauf. Liberalismus und Calvinismus seien hier als Stichworte genannt: Der klassische Liberalismus, der die individuelle Freiheit nur jenen zugesteht, die wohlhabend (und weiß!) sind, und der Calvinismus, der Gottes Gunst im irdischen Reichtum zu erkennen glaubt. Ein Identifizierungsproblem gab und gibt es hier auch nicht.

In Staaten dieser Klasse werden die Grenzen zwischen den Gruppen über Religion oder Familie definiert. Das fällt eher auf und erzeugt Aggression. Das ist deren Verantwortung.

Ja doch. Es geht in der Konsequenz aber immer um Macht und Besitz. Das grundlegende Problem ist hier wie da dasselbe.

Sie haben keine Vorstellung https://www.vice.com/de/article/zn54vy/eine-kalaschnikow-in-handarbeit

Sie wollen sich doch nicht allen Ernstes selber einreden, die Islamisten hätten sich ihre beträchtliche militärische Macht in Handarbeit selbst geklöppelt? Eine militärische Macht, gegen die bestens ausgerüstete Armeen verschiedener Staaten jahrelang mit erheblichen Verlusten kämpfen?

Iran versucht mit Hilfe Russlands seinen Einfluss bis zum Mittelmeer auszudehnen.

Und umgekehrt: Die Russen versuchen mithilfe des Iran ihren Einfluss ebenso auszudehnen.

Wahrscheinlich um Einfluss zu habe aber auch um Israel zu schaden.

Für den Iran gilt das ganz sicher, für Russland wohl nicht.

Russland versucht seinen Einfluss zu behalten. In der Vergangenheit wollte man ihn ausdehnen und war auch mal in Afrika zu Gast (Mozambique und Angola) in Form von NVA und kubanischen Truppen finanziert von der UdSSR.

Streiten wir uns nicht, ob sie ihren Einfluss nur behalten oder auch ausdehnen wollen. Sie haben aber ein aktuell sehr wichtiges Land übersehen: Syrien, in dem Russland militärische Stützpunkte unterhält. Es geht nicht nur um Rohstoffe, sondern auch um militärische Aspekte. Dass Russland sich hier nicht mehr zurücknehmen will, sollte angesichts der westlichen Ausweitungsstrategie verständlich sein.

Die von Ihnen erwähnten Chinesen haben mit Frau Gärtners Thema der „zerstörten Lebensfreude“ meiner Ansicht nach gerade nicht so viel zu tun. Denen wird auch keine Unterstützung islamistischer Schergen nachgesagt. Die Selbstfahrlafetten, mit denen die da „auf'n Agger“ fahren, sind japanischer Provenienz. Waffen(systeme) und Munition kommen vorwiegend aus dem Westen, via Transit zumeist über Saudi-Arabien oder die Türkei.
In wieweit die Chinesen bei der Absetzung Mugabes eine Rolle gespielt haben, liegt ja noch ziemlich im Dunkeln. Man munkelt nur, man weiß es nicht.

Nur im Fall der USA (des Westens) gibt man dem Kind einen Namen und nennt es Postkolonialismus (Kolonialismus=böse). Damit kann es zur Agitation benutzen. Die anderen geraten dabei aus dem Blick.

Was meine Einlassungen angeht: Ich habe von Neokolonialismus geschrieben und bilde mir ein, dass ich diesen Tatbestand keineswegs auf die USA beschränkt hätte. Um das noch etwas auszuweiten: Gerade jetzt in der letzten Zeit wird doch gut sichtbar, dass sich europäische Staaten von diesem Vasallenstatus lösen wollen. Frankreich war da schon immer unglücklich mit, Deutschland hat auch gelegentlich aufgemuckt und jetzt gerade ist der französische Präsident höchst ungeduldig wegen der schleppenden Regierungsneubildung in Deutschland. Herr Macron möchte nämlich die Verselbständigung der EU gegenüber den USA voranbringen und benötigt Deutschland dazu als Partner. Die Gelegenheit ist ja auch günstig, weil der Pudel der USA sich soeben aus der EU verbrexisiert. Unterm Teppich dürfte da wirtschafts- und geopolitisch schon so einiges eingetütet werden und das unübersehbare Zeichen für eine Loslösung sind die angedachten gesamteuropäischen Streitkräfte.

Es ist naiv zu glauben, dass nur die USA davon was verstehen.

Richtig, und übrigens lassen sich neokolonialistische Differenzen häufig dann im Hintergrund erkennen, wenn es ausnahmsweise zwischen Frankreich und den USA oder Deutschland und den USA einmal „klemmt“. Wir haben es hier durchaus mit konkurrierenden Wirtschaftsstandorten zu tun. Da ist die Konkurrenz um Rohstoffstandorte und Absatzmärkte vorgezeichnet.
Ob man die Bemühungen Russlands oder Chinas in der gleichen Weise als (Neo)Kolonialismus bezeichnen darf wie die westlichen Aktivitäten, da habe ich noch kein abschließendes Urteil drüber. Mein subjektiver und vorläufiger Eindruck ist, dass diese beiden Länder partnerschaftlicher vorgehen. Aber auch das führt uns von Thema weg.

Es lässt sich vielleicht schlichtweg nicht vermeiden.

Nicht im globalen Kapitalismus. Unter anderem deshalb ist der ja so Scheiße.

Wenn Iran nach wie vor erklärt, Israel vernichten zu wollen und dafür alles mögliche einsetzt, dann ist Religion deren Fetisch nicht in erster Linie Mittel und Zweck anderer.

Das ist aber nun wirklich eine andere Baustelle als die hier thematisierte. Wenn's schon sein muss: Sowohl die USA als auch Israel haben aus gut nachvollziehbaren Gründen inzwischen ihren Austritt aus der UNESCO erklärt. Selbige arbeitet nämlich mit ihren Beschlüssen schon seit Jahrzehnten emsig gegen Israel und inzwischen ist das Maß übervoll. Es sind alleine die USA, die Israel diesbezüglich zur Seite stehen – aus welchen Motiven, ist mir an der Stelle nahezu gleichgültig.
Mir sind auch die Motive wurscht, aus denen praktisch alle anderen UNESCO-Mitglieder Israel immer wieder Beinchen stellen. Sie tun es halt. Nur meine ich, dass man schlecht einerseits Iran (und auch noch andere Verstrahlte) wegen seiner Zerstörungsphantasien kritisieren kann, andererseits aber ständig Israel Vorwürfe macht, wenn die ihr Land und ihre Bevölkerung sichern wollen. Auch Deutschland mit seiner angeblich „besonderen Verantwortung“ Israel gegenüber hat sich hier noch nie auf die richtige Seite gestellt.
Dieser witzige Herr Trump, PotUS von Beruf, hat eine einzige richtige Entscheidung in seinem verpfuschten Leben getroffen, nämlich die Umsetzung eines US-Kongressbeschlusses aus dem Jahr 1995, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen. Und was war die weltweite Reaktion?

Definiere "wirtschaftliche Unabhängigkeit" in Zeiten der Globalisierung!

Das war nicht philosophisch gemeint. Nach dem Ende der Kolonialisierung haben etliche selbständig gewordene Staaten versucht, sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit zu befreien, die durch die Investitionen der ehemaligen Kolonisatoren entstanden war. Dies hatte vielfach auch Verstaatlichungen solcher ausländischer Investitionen zur Folge. Kommudingens! Gaaanz pöhse!!1!

Prompt gab es serienweise Putsche dort und alle möglichen Despoten kamen an die Macht. Von Papa Doc bis Pinochet, sozusagen. Sagt Ihnen den Buchtitel „Bekenntnisse eines Economic Hitman“ von John Perkins etwas? Siehe Wikipedia, den zugehörigen Film gibt’s in der Tube:
https://www.youtube.com/watch?v=FfWcZJtP6NI
Nach dem Ende der Sowjetunion hat man anscheinend gemeint, auf diese Art der Despoten verzichten zu können und viele süße kleine „Revolutionen“ unterstützt, zuletzt diejenigen, die als „Arabischer Frühling“ verballhornt werden. Und den in der Ukraine.
Immer mit dabei: Weltbank und IWF, die den geschundenen Staaten großherzig finanzielle Unterstützung in Aussicht stellen, stets aber verbunden mit so klitzekleinen Wünschen an „Reformen“. Die Erfüllung dieser „Reformen“ sichert die Abhängigkeit dieser Staaten von Weltbank und IWF und damit von der westlichen Oligarchie.

Damit nehmen wir den geringen Teil der zu recht Asylsuchenden aus der Beschwerde raus. Bleiben die Glücksritter, Wirtschaftsflüchtlinge und möglicherweise geflohenen Kriminellen.

Woher nehmen Sie die Mengenverhältnisse („geringer Teil“)? Aus dem verlinkten Artikel jedenfalls nicht.

Wikipedia ist ein sehr gutes Medium bei Faktenwissen.

Deshalb hatte ich den Artikel über die Sklaverei erwähnt. Wo sehen Sie denn darin „weltanschauliche bzw. interpretierbare Themen“?
Zu dem Thema hätte ich auch noch ein, zwei Bücher auf der Pfanne, in denen das Thema im Zusammenhang mit dem seinerzeit herrschenden (und heute wieder auflebenden) Liberalismus erläutert wird, falls Sie das interessiert.

… ich musste mich von Leuten die sich dort auskennen, schon darüber belehren lassen, dass die Afrikaner sich schon selbstbewusst und unabhängig sehen und sich selbst helfen wollen und Ausbeutungstheorien à la Postkolonialismus gar nicht so überzeugend finden.

Wie schon geschrieben, ich meine den Neokolonialismus, durch den die „befreiten“ Länder in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Westen gehalten werden, siehe oben.

Da gab es mal ein Entwicklungsprojekt in Rourkela, ein Stahlwerk. Postkolonialistisch wahrscheinlich.

Ja. Schönes Beispiel. Dieses Stahlwerk befindet sich heute im Eigentum der Steel Authority of India Limited, einem staatseigenen Betrieb. Geht doch!

Fragen Sie mal Lakshmi Mittal was aus der Stahlindustrie in Indien wurde.

Von dem habe ich gerade die Telefonnummer nicht zur Hand. Aber dass es in den Entwicklungsländern zur Bildung einer Oligarchentruppe kommt, habe ich ja nun auch wahrlich nicht bestritten. Finde ich halt bloß nicht so gut.

Mit Ihrem letzten Absatz finden Sie zum Thema zurück.

Ganz kurz beschreiben. Es sollte uns klar sein, dass 80% der Weltbevölkerung in patriarchalischen und, vielleicht noch wichtiger, traditionellen Gesellschaften leben.

Keine Ahnung, woher diese Zahl kommt und wie sie ermittelt werden sollte.

Das Ganze in eine moderne Industriegesellschaft verpflanzt, gibt Stress.

Bei wem? Solange verschiedene Kulturen nebeneinander herleben, passiert gar nichts – auch wenn das sicherlich kein Traumzustand wäre. Japaner in Düsseldorf fallen mir da so als Beispiel ein.
Problematisch wird es dann, wenn eine Gruppe meint, der anderen ihre Vorstellungen oktroyieren zu müssen.

Das Ganze in eine moderne Industriegesellschaft verpflanzt, gibt Stress. Logisch gesehen, wäre es besser das Geld, was hier für die Gäste gebraucht wird, für viel mehr Menschen in den Herkunftsgebieten einsetzen.

Dem stimme ich zu, aber unter dem Vorbehalt, dass ich mir möglicherweise etwas anderes dabei vorstelle als Sie.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten