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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Traurig, aber in Anbetracht der Sanktionen pragmatisch

Diego de Maspalomas schrieb am 23.06.2024 14:29:

Russland soll ruiniert werden, Chinas Wirtschaft eingedämmt und Nordkorea ist wie der Iran bereits länger sanktioniert, als sie es vor nicht waren.

Selbst wenn sich der eine oder andere zwischenzeitlich kooperativ zeigte, wurde dies nie gewürdigt.

So?
Russland ist derzeit sogar antikooperativ. Es hat ja die Sanktionen wegen der Krimannexion einfach ignoriert.
China ist ebenfalls antikooperativ, nur halt wirtschatlich. Die Klagen über WTO-widrige Wettbewerbsverzerrungen aus China gibt es ja seit 20 Jahren, und bei Joint Ventures eine inländische Mehrheit vorzuschreiben, ist ein klassischer Verstoß. Der Westen hat das nur jahrzehntelang hingenommen, weil seine Firmen in China trotzdem schöne Gewinne einfahren konnten, aber seit China da ebenfalls die Daumenschrauben anzieht, ist der Grund für die Nachsicht entfallen.
Nordkorea? Wann haben die sich jemals kooperativ gezeigt?
Iran - der war vielleicht ab und zu kooperativ. Das wurde übrigens auch immer gewürdigt, die Sanktionen wurden immer mal wieder gelockert, dann hat der Iran irgendwo wieder unkooperativ gehandelt und dann wurden die Sanktionen wieder angezogen.

Deine Klage, dass der Westen Kooperation nicht belohnen würde, ist als gegenstandslos.

Das Gründe für kontinuierliches Fortfahren von Sanktionen oft nur vorgeschoben wurden, zeigt sich ja am Beispiel Kuba: Die wenigsten von uns sind alt genug, um sich an ein nicht sanktioniertes Kuba zu erinnern, geschweige denn es selbst erlebt zu haben. Und beim besten Willen ist doch nicht die geringste Gefahr für irgendjemanden oder irgendeinen Staat erkennbar, welche von Kuba ausginge.

Kuba ist in der Tat ein anderer Fall. Da sind es die kubanischen Millionäre, die einen unverhältnismäßigen Einfluss auf die US-Politik nehmen.

Interessiert die EU allerdings herzlich wenig, das ist also nicht "der Westen".

Wie auch immer man persönlich zu den oben aufgeführten Staaten stehen mag: Sich darüber zu wundern oder es gar zu verteufeln, das diese nach Jahrzehnten konstantem Gegenwind nun zusammenfinden, ist doch zumindest arg realitätsfern und weig pragmatisch. Ich würde es sogar als ideologisch verbohrt bezeichnen.

Da wundert sich auch niemand.
Außer ein paar verbohrten und realitätsfernen Kolumnisten, aber ich das ist eine krasse Minderheitsmeinung, bei Wählern wie bei Politikern.

Das sich nun Teile des "globalen Südens" zudem noch an die Abscheulichkeiten der Kolonialzeit erinnern, kann uns auch nicht recht sein, aber wir befeuern ja aktuell geradezu diese Erinnerungen.

Ironischerweise ist Russlands Krieg ja ein Kolonialkrieg.
Sie wollen Dominanz über ihre Nachbarstaaten, installieren Marionettenregierungen mit der Lizenz zum Ausplündern und kommen mit Truppen, wenn die Marionettenregierung in die Defensive gerät - siehe Tschetschenien, siehe Dagestan ein, vielleicht gibt's noch mehr.

Und das wird übrigens auch im globalen Süden genau gesehen.
Viel Unterstützung kriegen sie da nicht. Sie müssen mit geldwerten Vorteilen kommen.

Indien lässt sich billig Kohle liefern.
Mit China kommen all die Gaspläne nicht so recht voran, weil die Chinesen weder die Pipelines finanzieren noch die von Russland aufgerufenen Preise bezahlen wollen.

Das sind alles keine Bündnisse, das ist das Ausnutzen einer Notlage.

Ich für meinen Teil und die meisten meiner Generation, die nun 60 geworden sind, wissen es durchaus zu schätzen, das wir bislang ein doch recht friedliches und auch gutes Leben hatten, zumindest in der Mehrzahl, weshalb wir die aktuelle Entwicklung besonders kritisch sehen, obwohl es zumindest uns selbst eher weniger betrifft. Darum könnten wir über uns geltende Bezeichnungen wie "Lumpenpazifisten" und etliche andere, stets neu kreierte, negative Narrative eigentlich nur lachen; wenn es nicht so traurig wäre!

Ich sag ja eher "Vollkaskomentalität" und "Jammern auf hohem Niveau".

Ich bin ein ähnlich alter Sack, aber von der Flüchtlingsseite.
Ich WEISS, wie übel es Flüchtlingen ergeht, wenn sie die Butter auf dem Brot sparen müssen und hungern, damit die Kinder zu essen haben.
Ich WEISS, in was für einem unfassbaren Luxus Deutschland in den letzten 60, 70 Jahren gelebt hat.
Ich WEISS, wie wenig davon Deutschland abgeben müsste, wenn die Empfänger selbst dazu bereit sind, mit dem Geld bzw. den Ressourcen anständig zu arbeiten. Die Ukraine scheint einer dieser Empfänger zu sein, bzw. auf dem Weg dorthin zu sein - das ist mal eine Gelegenheit, die westliche Wohlstandssphäre ein bisschen auszuweiten.
Es geht ja nicht darum, den Nachbarn täglich Fische zu schenken. Sondern darum, ihnen zu zeigen, wie man Boote und Netze herstellt, und ihnen die Werkstatt aufbauen zu helfen.

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