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  • Ostblock

191 Beiträge seit 18.08.2021

Wir erleben die Ausplünderung der Bahnkunden

Mathematiker schrieb am 17.04.2023 19:14

Jetzt soll die Bahn das machen, was sind nach den 1960'ern als teueres Millionengrab für die Steuergelder herausgestellt hatte: Eine tolle Bahnverbindung ins letzte Provinzstädtchen

Daß die Bahn ein Millionengrab ist, liegt nicht daran, daß die Bahn den Ehrgeiz hat gute Verbindungen in Deutschland zu unterhalten. Sondern daran, daß das Management der Bahn seit der geplanten Privatisierung "global player" spielen will und mit beiden Händen das Geld für Auslandsinvestitionen hinauswirft.

Die deutsche Bahn investiert in über 140 Ländern, in Armenien, Aserbaidschan, Sri Lanka, Kenia, Barbados, Nigeria, Tschechien, Simbabwe, Ecuador. Und seit 2020 auch in der Ukraine. In der Eisenbahngesellschaft "Ukrsalisnyzja". Gute Fuhre kann man da nur sagen.

Dort wird das Geld zum Fenster hinausgeworfen, das den Bahnkunden für Mondpreise und den Steuerzahlern abgeknöpft wird. Die Gewinnmargen der Auslandstöchter sind gering, die Risiken hoch. Die Gewinne fließen nicht nach Deutschland zurück, sondern bleiben im Ausland.

Mittlerweile sind sogar die Bahninvestitionen in China pro Bewohner höher als in Deutschland.

Im März letzten Jahres schrieb der Bundesrechnungshof, daß die deutsche Bahn ihr Kerngeschäft in Deutschland zunehmend aus den Augen verloren habe. Statt einen stabilisierenden Beitrag für ihre Finanzen zu leisten, bewirken die Auslandsengagements das Gegenteil. Die Risiken der Auslandstätigkeiten könnten sich zulasten des Bundes auswirken, der als Alleingesellschafter für eventuelle Verluste geradestehen muß.

Und noch ein Anekdötchen dazu, wie die Bahn von ihrem eigenen Management gemolken wird. Es stammt von Arno Luik, der es in Telepolis gebracht hat.

Am 22. Juli 2016 hat der damalige Bahnchef Rüdiger Grube mit dem Verkehrsminister Dobrindt den Rangierbahnhof Maschen südlich von Hamburg besucht. Es war ein angenehm warmer Tag, die Stimmung war gut. Dobrindt erzählte den Journalisten leutselig, daß Gewinnmaximierung nicht im Vordergund der Politik stehe. Wichtiger sei ein verlässlicher und stabiler Schienenverkehr. Das würden Millionen von Bahnkunden ähnlich sehen. Bahnchef Grube stand daneben, bekam einen dicken Hals und war stocksauer. Niemand kann die Rückkehr zur "Behördenbahn" wollen. Stabilität und Verlässlichkeit waren offenbar nicht seine Ziele.

Was seine Ziele waren, wurde 2017 deutlich. Da verließ er Knall auf Fall am 31. Januar die Bahn. 30 Tage hatte er da gerade im neuen Jahr gearbeitet. Für dieses kurze Arbeitsjahr ließ er sich 2,3 Millionen Euro auszahlen. Das waren knapp 78.000 Euro pro Arbeitstag. Anschließend übernahm er lukrative Aufgaben in der Wirtschaft, wo er seine Insiderkenntnisse der Konkurrenz der Bahn zur Verfügung stellte. Zum Beispiel wurde er Aufsichtsratschef in der "Hamburger Hafen und Logistik AG" (HHLA), deren Bahntochter Metrans mit der DB Cargo konkurriert.

Gefördert wurde er bei der Übernahme seines neuen Postens von dem damaligen Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz.

https://www.telepolis.de/features/Schaden-in-der-Oberleitung-4513564.html

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