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Avatar von marenghi
  • marenghi

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2020

Re: Die französischen Behörden haben auch die Grenzwerte für Temperaturen erhöht

Diese drei Artikel sind genau (Kühl- ;) ) Wasser auf meine Mühlen: Sie glänzen durch die Abwesenheit von konkreten Zahlen, nämlich dass eben das große, große Kühlwasserproblem in Frankreich zu 0,5%, also 99,5 statt 100% geplanten Energieertrag führte.

"Produktionsverluste aufgrund hoher Flusswassertemperaturen und geringer Flusswassermengen würden seit dem Jahr 2000 durchschnittlich 0,3 Prozent der Jahresproduktion des Kraftwerksparks ausmachen."

Und das kommt wohlgemerkt vom sonst atomfeindlichen (wie alle dt. Medien) correctiv.org https://correctiv.org/faktencheck/2022/09/29/faktencheck-sind-kernkraftwerke-in-frankreich-wegen-wassermangel-abgeschaltet/

Stattdessen werden aussagelose Versatzstücke geschrieben wie "könnten XY AKWs abgeschaltet werden müssen" - ja wie viele, für genau wie lange, v.a. wie lange ungeplant? (wenn man die üblichen Revisionen eh in den Sommer setzt, weil man dort weniger Energie braucht als im Winter, ist es wurscht, ob in der Zeit das Kühlwasser zu warm wäre) usw usf.

Gerade die letzten dt. KKWs hatten eine Laufquote von über 90% (!) in 30 Jahren hier die Daten: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland#Kernkraftwerke - nur mal zum Vergleich, dass sich keiner darüber aufregt, dass prinzipbedingt selbst bei null technischem Ausfall (der noch selten dazukommt) Sonne 15 und Wind nur 20% Volllaststunden im Jahr haben. Also 85 bzw 80% Minderleistung. Genauso ist also ein Schwachsinn, wenn man 0,5% Ausfall durch Kühlwasser als ein riesen Problem herbeischwurbelt. Diese Fakten muss man kennen, dann entlarvt man solche Artikel als hanebüchenen Unsinn, der sie sind.

Das ganze Gebashe gegen franz. AKWs, die durchaus schlechter gebaut und gewartet sind als dt. ist besonders unsinnig, wenn diese dann als Argumente für die Abschaltung deutscher AKWs herhalten sollen. Oder für Neubauten. Oder AKWs allgemein (AKWs in der Ostsee haben sicherlich keine Kühlwasserprobleme).

Beliebt auch: Sachverhalte werden mit lying by omission (Lügen durch Weglassen) völlig verzerrt dargestellt: Wie auch in einem dieser Artikel zum xten Mal das hirnlose Gebashe, dass D Frankreich ja Strom liefern müsse im Sommer: Diese Gekaspere über wer wem jetzt grade Strom liefert ist so ein Schwachsinn (übrigens falls das Atomfreunde machen würden, weil F natürlich auch D Strom liefert kritisiere ich das auch), weil gerade grenzübergreifender Handel eine gewollte Synergie ist: Fünf MInuten später in einer Diskussion loben dann 100%-EE-Anhänger genau dieses feature, dass ja ganz Europa D wird aushelfen können und man Defizite durch Norwegen oder Spanien decken könnte.

...und so kauft Frankreich sehr clever im Sommer die immer größeren Überschüsse von EE-Strom billigst an der Strombörse von uns (während wir oft teuer Kohle- und Atomstrom, geschweige denn sauteures und umweltschädliches Fracking oder Diktatoren-Gas (ob Putin oder Katar) vom Ausland im Winter dazu kaufen).

Das alles wohlgemerkt unter dem Jahrzehnte langem Meta-Fakt, dass wir viermal so viel CO2 in die Luft ballern als die Franzosen pro kWh. Die könnten nämlich auch völlig ohne unsere Importe auskommen, wenn sie einfach zusätzlich zu AKWs wie wir Kohle- und Gas-KW feuern ließen. Dann wären sie ein exklusiver Netto-Exporteur, während es sich sonst ungefähr die Waage hält zwischen F und D.

Wenn du diese Fakten einfach mal ins Bewusstsein holst, wird dir wsl auch klar, wie schwachsinnig dann solche Zeitungsartikel sind. Das sind keine Datenquellen, das sind wie du gesehen hast, verzerrende Fehlbeschreibungen von Sachverhalten, entweder bewusst die Leser hinters Licht geführt durch Weglassen von wichtigen Infos, oder einfach derselben Uninformiertheit der Journalisten geschuldet. Die eben in D beim Thema Atom einfach von Greenpeace und Anti-Atom-Stellen abschreiben. Dass ein Journalist dieser verlinkten Artikel von dir bspw uns die Jahresdosis in mS nennen könnte, oder wüsste, was S überhaupt ist, kannst du seelenruhig Wetteinsätze dagegen setzen.

Solche Unbelecktheit in technischen oder naturwiss.-medizinischen Gebieten erkennt man eben bei Politik-/Allgemeinjournalisten sehr schnell, wenn man selbst ein wenig Ahnung hat. Ansonsten fällt das nicht auf und man muss wie du auch darauf vertrauen, dass das schon die ganze Wahrheit ist. Und wenn das noch wie vielleicht bei dir zu der eigenen vorher schon bestehenden Meinung passt - dann hinterfragt man das erst recht nicht.

Hat man ja gut gesehen, dass du diese Artikel sogar als Unterstützung genommen hast, während sie beim genauen Hinschauen ja Munition für mich waren:

Mir hat mal ein Atomkraftgegner einen Spiegel-Artikel als Beleg für die Gefährlichkeit der Atomkraft geschickt. Dessen Titel war "Erhöhte Krebsraten durch Atomkraftwerke". WEiter hat er wsl nicht gelesen, denn der Inhalt der referierten Studie war: Jahrzehnte lange Arbeit IN Atomkraftwerken hatte eine Lebenszeitkrebsrate von 49,1% zufolge. Während es bei der Kontrollgruppe 49% waren. (Worauf die reviewer schrieben, dass dieses statistische Artefakt wohl zusammen fallen würde, wenn man die Daten noch besser kontrolliert).
Aber siehste mal, dass nicht nur der Leser, sondern selbst der Spiegel noch den Inhalt durch die Titelzeile völlig verzerrt geframet hat.

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