evl schrieb am 22.11.2023 10:44:
Es macht technisch einfach einen Riesenunterschied ob man 4,3 GW and Wärme abführen muss oder nur, sagen wir mal, 430 MW.
Das ist wie beim Vergleich Mopped-Motor und PKW-Motor: Bei den 10 PS vom Mopped reicht eine einfache Luftkühlung (sprich paar Kühlrippen an dem Zylinder), während beim PKW man eine aktive Ölzirkulation der zu einem großen Wärmetauscher mit Gebläse führt hat um die Abwärme abzuführen. Beim PKW hat man ein viel aufwendigeres System mit aktiven Komponenten und vielen Teilen die kaputt gehen können.
Das große Sicherheitsproblem beim Kernreaktoren ist die zuverlässige Abführung der Nachzerfallswärme, denn selbst wenn der Reaktor abgeschaltet ist, erzeugen die Brennstäbe noch für Jahre viel Wärme: 6,5% der Nennleistung bei Abschaltung und noch immer 0,2% der Nennleistung Wochen später. Beim EPR wären dies dann 270,9 MW bei Abschaltung und 8,6 MW nach einer Woche. Bei einem kleinen 160 MW Reaktor hätte man dann nur 27 MW und 860 kW.
Um diese Energiemengen in relation zu setzen: 270 MW ist typische Leistung eines Kohlekessel von einem Kohlekraftwerk, während 27MW die Leistung von einem Schiffsdiesel entspricht. Und die 860 kW sind zum Beispiel der Wärmebedarf von einem beheizten Schwimmbad, also ist dies nur noch eine Abwärmeleistung wo man einfach ein großes Wasserbecken als permanente Hitzesenke benutzen kann. Diese 1/10 Reaktorleistung machen halt den Unterschied aus ob man eine aktive Kühlung für Nachverfallswärme braucht, mit allen Problemen bezüglich Zuverlässigkeit über Jahre, oder eine passive Lösung haben kann wo ohne jeglichen menschlichen Eingriff die Wärme zuverlässig abgeführt wird.
Alles richtig, außer dass die thermische Leistung eines neueren (2012) Braunkohlekraftwerks bei über 2500 MW liegt und nicht bei 270 MW.