Es gibt Foristen mit konditionierten Reflexen, und eine bestimmte Sorte Artikel triggert die zuverlässig.
Telepolis versteht sich mW immer noch als "politisch links ausgerichtetes Medium" - auch wenn das "zugelassene Meinungsspektrum" tstsächlich so weit ist wie in keinem anderen deutschen Medium, das ich kenne. Andererseits liegt es dann nahe, in Artikeln wie diesem ein Plädoyer für einen "neuen Kommunismus" oder "neuen Sozialismus" zu wittern. Wenn dann noch dazukommt, daß der Artikel gerade mal überflogen wird, statt zunächst einmal zu prüfen, was denn überhaupt exakt dasteht... naja, dann kommt es schon mal zu einer unreflektiert wirkenden Ablehnung, die mit dem Text selbst nur begrenzt zu tun hat.
Tatsächlich geht es in etlichen Passagen nur darum, mal wieder Nachbarschaft aufzubauen, die in mehr besteht als nur in räumlicher Nähe. Ich finde das nicht so einfach, wie Creydt es darstellt: seit die Menschen in der Nähe jedes denkbare Wertesystem pflegen könn(t)en, kann so ein Versuch sehr schmerzhaft schiefgehen.
Die Vorstellung, ein nicht-studentisches Pendant zur Mensa (der momentan wohl verbreitetste Fall einer "gesellschaftlich subventionierte Speisegaststätte") könnte das Kochen daheim ersetzen, ist mE weltfremd. Das gemeinsam Zubereiten einer Mahlzeit ist bereits eine Sache familiärer Gemeinschaft, eine Gelegenheit kindlichen Lernens und Übens sowohl von motorischen wie von sozialen Fähigkeiten, und das gemeinsame Essen im Anschluß ein Moment, der so verbindend sein kann wie wenig anderes - und andererseits ein regelmäßiger Zeitraum zum Ansprechen und Austragen von Konflikten, was, sofern es nicht ein unversöhnliches Streiten ist, wiederum die sozialen Fähigkeiten fördert. In der Öffentlichkeit würde man das so gar nicht machen können.
Da wird also im Text tatsächlich ein Stück weit "die Axt an die Familie angelegt" zugunsten einer "Kommune", in der das Essen öffentlich stattzufinden hätte. Da reagieren dann manche Foristen sehr empfindlich, bis hin zu einer Überreaktion.