Sideshow-Bob schrieb am 10.06.2019 19:25:
Wobei da schon alle Seiten ihren Anteil haben.
Klar. Immer. In der Erklärung sozialwissenschaftlicher Sachverhalte gibt es keine monokausalen Erklärungen.
Wenn ich morgen auf dem Bahnhofsplatz aufs Maul bekomme (was ich nicht hoffe), dann war mein Anteil mindestens, dass ich dort stand.
Neben der völkisch geprägten Ausgrenzung durch Einheimische und dem Missbrauch der Einwanderer für die eigene Agenda von einheimischen Deutschenhasser gab und gibt es auch den massiven Druck aus der eigenen Sippe/Familie, den Sippenverband…
Wer kam denn in den 1950ern/60ern nach Deutschland? Arbeitsfähige und arbeitswillige, das heißt vor allem junge (u.a. türkische) Männer. Dass denen Deutschland so gut gefallen hat, dass sie nach einer Weile ihre Frauen und, sofern vorhanden, Kinder nachgeholt haben, das kann man ihnen doch wohl kaum verübeln.
Das wurde dann massiv durch Einmischung der Erdogan-Türkei in die inneren Angelegenheiten Deutschlands forciert (antiwestliche Hetze in Diyanet-Moscheen, Druck über Sippenhaft etc).
Mir war der Blick auf die 1950er/60er wichtig. Jetzt Erdogan dafür verantwortlich zu machen, dass es damals in der ersten und auch danach in der zweiten Generation keine gelungene Integration gab, kommt mir ziemlich hanebüchen vor.
Man sollte Ursache und Wirkung nicht miteinander verwechseln. (Nicht: Wegen Erdogan ist die Integration so schlecht; sondern wegen der schlechten Integration ist eine Subgruppe der Deutschtürken vor Erdogan so anfällig.)