Basmyr schrieb am 19.08.2014 10:24:
Schließlich wollen wir doch funktionierende Infrastruktur, Schulen, Museen, Polizei, Feuerwehr und Gesundheitseinrichtungen, Wasser, Strom. Alles Dinge, die durch Steuern mit- bzw. ausschließlich finanziert werden.
Natürlich, allerdings stellt sich die Frage, warum das in den letzten 10 Jahren um so viel gestiegen sein könnte.
Im Bundeshaushalt 2013 werden Steuereinnahmen des Bundes in Höhe von knapp 261 Mrd. € angegeben.
Im Bundeshaushalt 2003 werden Steuereinnahmen des Bundes in Höhe von knapp 191 Mrd. € angegeben.
Das sind 37% in 11 Jahren, bzw. 2,9% pro Jahr. Sowohl das BIP-Wachstum als auch die Inflation liegen darunter, da sind wir bei 1,6% bzw. 1,2%.
Geht es nicht eher darum, dass die Firmen so wenig zahlen, dass trotz der Steuern nichts übrig bleibt?
Nehmen wir mal einen Metallarbeitnehmer mit 35h-Woche in EG12 mit 60k€ brutto pro Jahr. An direkten Lohnkosten (Bruttolohn + AG-Anteil Sozialversicherung + BG + U1-U3) zahlt der Arbeitgeber ca. 72k€. Davon erhält der Arbeitnehmer netto rund 35k€ bzw. 48,7%.
Natürlich hat er da so tolle Versicherungen wie die gesetzliche Rentenversicherung (von der er z.B. als 30jähriger weniger zu erwarten hat, als er eingezahlt hat), eine Arbeitslosenversicherung, die ihn, egal wie lange er gearbeitet hat nach 12 Monaten auf ALG-II-Niveau stürzen lässt (man sollte gar nicht glauben, wie schnell die Zeit rum ist) und eine gesetzliche Krankenversicherung, mit der er ewig auf Termine warten muss und jeden Popel extra bezahlen (sei es als IGEL oder Zuzahlungen bei Medikamenten).
Das mag Deutschen noch eingängig sein (weil man das so von Kindesbeinen an kennt), aber wenn man das ganze von aussen betrachtet, dann sind andere Systeme attraktiver. Wenn die dann noch eine ähnliche Lebensqualität bieten, dann ist nicht so verwunderlich, warum niemand hier her will.
Gedankenexperiment: Der Oben angesprochene Arbeitgeber zahlt plötzlich 25% mehr an Lohnkosten (Bruttolohn interessiert ihn nicht wirklich), also statt 72k€ zahlt er 90k€.
Was kommt beim Arbeitnehmer an? Statt 35k€ bekommt er 43k€ netto. Von den 18k€ bleiben dem Arbeitnehmer am Schluss 8k€.
Die Frage ist, ob die 72k€ zu wenig sind, allerdings entspricht das einem Lohn pro geleisteter Arbeitsstunde von knapp 50€ (ich finde es auch toll, dass ich im Urlaub weiterbezahlt werde, aber mir ist klar, dass ich dieses Geld "reinarbeiten" muss, wenn ich arbeite. Die wenigsten Arbeitgeber haben eine Kasse, aus der sie solche Dinge oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall abdecken).