Ich zweifle nicht daran das Vieles von dem, was Vasilenko beschreibt, cum grano salis der Realität entspricht. Bezeichnenderweise hat seine Beschreibung aber grosse Lücken. Es beginnt damit, dass er nicht sagt, dass die russische Regierung auch deshalb viele Probleme mit Geld zuschütten kann, weil sie finanziell, auch unter Berücksichtigung des 300 Milliarden-Banküberfalls des Westens, weit besser dasteht als dieser. Noch wesentlicher ist die Auslassung der erfolgreichen Umorientierung nach Osten. Die wirtschaftlichen Beziehungen mit Asien haben sich massiv verdichtet, in erster Linie mit China, einem Staat, mit dem man mittlerweile ökonomisch und wirtschaftlich quasi-verbündet ist. Aber auch mit einem weiteren asiatischen Behemot - Indien, dessen Regierung die geopolitische Frontenbildung zu nutzen versucht, um von beiden Seiten maximal zu profitieren.
Vasilenko will nicht zugeben, dass der westliche Versuch, Russland zu isolieren, krachend gescheitert ist. Überhaupt bleibt der Westen in seinem Text aussen vor. Nichts davon, dass der gegen Moskau entfesselte Wirtschaftskrieg dort mindestens so grosse ökonomische Verwerfungen ausgelöst hat, die auch durch den Versuch die eigene ebenfalls in eine Kriegswirtschaft zu verwandeln, nicht neutralisiert werden. Namentlich Deutschland leidet stark unter den deutlichen Verschlechterungen der Terms of Trade nicht nur im Energiebereich, die bisherigen Kosten wurden kürzlich mit mindestens 200 Milliarden Euro beziffert. Zu diesen tragen auch die im Gegensatz zu Geflüchteten aus anderen, weniger 'weissen' Gebieten, bedingungslos aufgenommenen Ukrainern bei.
Die Unzulänglichkeiten der bürgerlich-kapitalistischen ökonomischen Metrik verdecken die reale wirtschaftliche Stärke Russlands, das virtuell weitgehend autark ist. Das sino-russische Tandem ist vollends nicht zu bezwingen.
Schliesslich lässt Vasilenko auch Verständnis für militärische Umstände vermissen. Die ukrainischen Erfolge nach dem russischen Angriff, waren scheinbare. Sie verdanken sich der Tatsache, dass ein Blitzkrieg, der so schnell wie möglich die Ukraine zum gewünschten Kompromiss zwingen sollte, geplant war. Dieser Plan wäre auch aufgegangen, hätte ihn nicht der Westen, konkret mit seinem Emissär Johnson boykottiert. Danach musste zuerst Anlauf genommen werden, etwa durch die von Vasilenko angesprochene Teilmobilisierung, die Wagner-Truppe fungierte als, riskante, Zwischenlösung. Nun aber ist die Maschine angeworfen und drückt die vergleichsweise kleine Ukraine an die Wand. Putin muss also nach seiner Wiederwahl nur weitermachen, die Marschrichtung stimmt für Russland. Migrationsströme sind übrigens nicht unidirektional.