Der Autor meint es gut und sucht nach einer Ingenieurlösung. Es fehlen ihm Daten, Listen, zuverlässige Aussagen. Wenn er sie finden sollte wird es jemanden geben, der sie anders liest, der andere Gewichtungen legt.
Es ist ja so einfach, es fängt ja schon mit der Frage an, warum er russische Kriegsverbrechen in den Mittelpunkt stellt? Hat die Ukraine keine begangen? Dann geht der Schwenk zu amerikanischen Kriegsverbrechen. Einige werden das Whatsaboutism nennen, andere werden dem Westen Doppelmoral vorwerfen. In der Folge werden wieder Faktenchecker die Meinungshoheit übernehmen, Kommentare werden zensiert werden, Experten aus allen möglichen Fachgebieten ihren Beitrag zu Wahrheitsfindung leisten, nur... ohne Erfolg.
Gandhi sagt: Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Frieden ist der Weg.
Darum steht das Verzeihen an erster Stelle, erst dann folgt Gerechtigkeit oder Wiedergutmachung. Wiedergutmachung wollten die Franzosen auch nach dem 1. Weltkrieg und wohin hat es geführt?
Das es auch anders geht bewiesen 1950 eine Gruppe französischer und deutscher Studenten als sie in Germansdorf in einer gemeinsamen Aktion die Grenzpfähle niederrissen und verbrannten und so einen anderen Weg der Versöhnung als Buße und Sühne vorlebten.
Das soll nicht bedeuten, dass alle Kriegsverbrecher ungeschoren davonkommen dürfen, aber eine Aussöhnung geschieht nicht durch gegenseitiges Aufrechnen der Verbrechen.
Dieser erste, schwere Schritt liegt bei den Opfern der Verbrechen. Es liegt an den Ukrainern und deren unterstützenden Staaten diesen Schritt zur Versöhnung zu machen. Der Boykott von russischer Kultur im Westen wie er gerade praktiziert wird, ist das Falscheste was man gerade machen kann. Wir sollten die russischen Beiträge zur europäischen Geschichte wertschätzen, egal, was da draußen in der Ukraine gerade abläuft.
Bestimmt fällt gleich wieder eine Horde Verständnisloser über mich her, mit Argumenten wie "Gib das dem Putin zu lesen!" oder "Wer hat hier wen überfallen?" und werden Applaus ernten. Es war die Jugend in Frankreich, die den Weg zur deutsch-französischen Freundschaft geebnet haben, nicht die Politiker, Geschichtswissenschaftler oder Nazijäger, vergesst das nicht!
Auch wenn es schwer fällt, aber dieser Schritt liegt bei uns ganz persönlich. Zeigt euren russischen Nachbarn und Freunden nicht nur, dass ihr sie persönlich mögt, sondern auch deren Kultur, ja ihr ganzes Land. Stellt euch offen gegen die Dämonisierung alles Russischen!
Lasst euch nicht von Ingenieurslösungen verführen! Zwischenstaatliche Beziehungen sind keine technischen Probleme sondern psychologischer Natur. Es sind Gefühle im Spiel und es liegt an uns, ob wir uns von den negativen oder positiven Emotionen leiten lassen. Außerdem ist Frieden auch vernünftig. Wir haben wahrlich andere Probleme zu lösen, als jemanden im Kreml eine Lektion zu erteilen.