Heraus aus der pazifistischen vs. bellizistischen Dichotomie!

Danke für den aufschlussreichen Beitrag. Die beiden Analysten, auf deren Einschätzungen die Abwägungen des Autors aufbauen, haben ja nun eines gemeinsam: sie stehen außerhalb des Verdachts, für Putin zu schreiben. Und man sieht die von Bathon gezogenen Schlussfolgerungen bestätigt, verfolgt man das Geschehen regelmäßig z.B. bei der ukrainischen Oppositionszeitung „Strana“ (https://strana.news/).

Diejenigen, die ausschließlich auf immer neue militärische Game-Chancer setzen, sollten noch einige weitere Aspekte bedenken:

a) das „Personalproblem“ (insbesondere) bei der Ukraine, und zwar in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht;

b) die Gefahr einer Eskalation in Richtung direkter NATO-Beteiligung und Atomkrieg;

c) das mutmaßliche Interesse insbesondere des wirtschaftsstarken Chinas, aus geostrategischen Gründen keine Niederlage Russlands zu wollen;

d) die globalen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen eines Dauerkrieges (Klaus von Dohnanyi antwortete in einem seiner letzten Interviews zu seiner Prognose für den Ukraine-Krieg, es drohe zu werden wie im Nahen Osten).

Und man erinnere sich, nicht wenige haben mahnend darauf hingewiesen, dass relativ gute Chancen für einen im Sinne der Ukraine (und den „Westen“!) zukunftsfähigen Kompromiss schon verpasst wurden. Die Ausgangslage wird, wie z.Zt. absehbar, wohl nicht besser werden für die Ukraine.

Insbesondere richtig finde ich den Hinweis Bathons, man möge sich bei den Themen Waffenlieferungen und Diplomatie nicht in die Ecke einer pazifistischen vs. bellizistischen Dichotomie drängen lassen.

Pazifismus ist ohne Zweifel eine sehr ehrenwerte Haltung, er verhilft vor allem auch zu einer Sicht, die nicht durch einseitige Parteinahme vernebelt wird (was er übrigens mit einer seriösen(!) militärischen Analyse gemein hat!). Aber er ist für sich gesehen noch keine Strategie.

Ich Frage mich: wer fordert überhaupt im Kreis der Befürworter von Verhandlungen die sofortige(!) Einstellung aller Waffenlieferungen an die Ukraine? Wenn man genau hinhört: das scheint nur ein kleiner Teil zu sein.