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  • Trent

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2001

für die schweiz blieb alles beim alten, aber nicht für deutschland...

jaho schrieb am 8. Februar 2006 17:07

> Trent schrieb am 8. Februar 2006 16:51

> > auch das Stichwort "Zinsinsel Schweiz"...

> Ja, ist bekannt. Aber seit bald 15 Jahren gleichen sich die Zinsen
> immer weiter aneinander an. Es sind auch beide (Soll und Haben)
> Zinsen niedriger. Die Schweiz ist im internationalen Kapitalmarkt
> tätig und hat einen wichtigen Bankensektor. Die niedrigen Zinsen
> betreffen v.a. die Eigenheimbauer. Aber die Kosten fürs Bauen sind
> viel höher in der Schweiz als im europ. Umfeld.

> > die "billige" Kapitalbeschaffung ist vemutlich DER Hauptgrund,
> > weshalb die AL_Quote in der Schweiz derzeit (noch) so niedrig ist.

> Nein. Denn dagegen sprechen die hohen Lohnkosten.
Welche man unter Umständen der billigen Kapitalbeschaffung ja umso
leichter bezahlen kann, was dann wiederum zu einer Kaufkraftbelebung
und Nachfrage und Wachstum des Binnenmarktes führt, denn die
Lohn"kosten" sind makroökonomisch betrachtet eben nicht nur "Kosten"
, sondern implizieren auch "Nachfrage", diese banale Tatsache haben
die Neoliberalen leider vergessen/verdrängt.
> Es ist wohl eher
> der niedrigere Staatsanteil am BIP (ist aber ebenfalls am Angleichen)
> und die flexiblere Gesetzgebung. Auch gibt es kaum Streiks in der
> Schweiz und die Produktivität ist hoch. Die gesetzliche Arbeitszeit
> ist 42 Stunden. Man schüttelt den Kopf über den Streik des ÖD in D,
> nur weil nun 40Stunden gearbeitet werden soll.
Das mag ja sein, daß die gesetzliche Arbeitszeit in der Schweiz höher
ist, in Skandinavien zum Beispiel ist die gesetzliche Arbeitszeit
NIEDRIGER....
http://www.radiobremen.de/magazin/gesellschaft/arbeitswelt/arbeitszei
t/
Die Einzelaussage erklärt demnach noch überhaupt nichts.
Zudem gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen gesetzlicher
Arbeitszeit und faktischer, daher inklusive (unbezahlter)Überstunden,
vorallem im Dienstleistungsbereich..., daher es wird auch in
Deutschland kräftig "gerackert".

> Kapital wird heute immer auf dem internationalen Markt beschafft
> (Anleihen).
> Der Euro wird für vieles verantwortlich gemacht, mit dem Finger zeigt
> man eben gern auf vermeintlich Schuldige.
Nein,
> Die Probleme Deutschlands
> und Frankreichs sind hausgemacht und genau für die den Euro zu
> bezichtigen ist hahnebüchen,
..."hausgemacht"...ohje, das sind IMO nur masochistische Worthülsen
der Neoliberalen ohne Erkenntniswert...
> bestimmen doch die beiden
> Volkswirtschaften massgeblich den Kurs der Währung.
nochmals, nein.
Zurück zu meiner vorhergehenden These: Lesetipp hierzu
http://www.zeit.de/2004/17/Mythos?page=all

"...Die Euro-Einführung. Am Anfang der Marktwirtschaft steht der
Kredit: etwa für den Kauf von Maschinen, die ein Unternehmer braucht,
um zu produzieren. Ohne Kreditwachstum kein Wirtschaftswachstum. In
Deutschland aber wachsen die Kredite nicht.

Was das mit dem Euro zu tun hat? Ganz einfach. Die Währungsunion
brachte den Deutschen nicht nur neue Münzen und Scheine, sondern auch
neue Zinsen, und das hat für die Bundesrepublik eine ungleich größere
Bedeutung. Denn die Zinsen sind der Preis, den ein Unternehmer für
einen Kredit zu zahlen hat.

Bevor der Euro kam, galt die D-Mark in Europa als Leitwährung. Wer in
Franc oder Lire einen Kredit aufnahm, musste Risikoaufschläge in Form
höherer Zinsen zahlen. Denn die europäischen Währungen waren in
ständiger Gefahr, gegenüber der D-Mark an Wert zu verlieren. Kredite
in der deutschen Währung waren deshalb billiger und Investitionen
hierzulande günstiger als im restlichen Europa. Heute gibt es in
Euroland nur noch eine Währung und einen einheitlichen nominalen
Zinssatz ? und die deutsche Wirtschaft hat einen Vorteil verloren.

Tatsächlich hat sie jetzt sogar mit dem Nachteil hoher Zinsen zu
kämpfen. Zwar ist der Zinssatz nominell überall in Euroland gleich.
Bereinigt man ihn jedoch um die Inflationsrate, ergeben sich
deutliche Unterschiede. Je niedriger die Inflation, desto höher die
realen Zinsen. In Deutschland ist die Inflation so niedrig wie
nirgendwo sonst in Euroland ? weshalb die Realzinsen stiegen.
?Steigende Realzinsen aber bremsen die Investitionstätigkeit der
Unternehmen und damit das Wachstum?, sagt Stefan Bergheim, Volkswirt
bei der Deutschen Bank Research.

Theoretisch könnte die Bundesregierung den Zinsschock durch eine
großzügigere Fiskalpolitik mildern. Soll heißen: Sie müsste vom
Sparkurs abweichen, bis die Wirtschaft wieder Luft hat. Doch dieser
Weg ist ihr verwehrt. ?Da ist der widersinnige Stabilitätspakt vor,
der eine vernünftige Reaktion der Fiskalpolitik verhindert?, moniert
Dieter Wermuth, Euroland-Chefvolkswirt der japanischen Großbank
UFJ...
.....................................................................
...............Die Folge: Erstmals in der Geschichte der Republik
schrumpft das Volumen der an Unternehmen ausgegebenen Darlehen (siehe
Grafik). Im restlichen Euroland dagegen wächst es mit rund fünf
Prozent. Vergangene Woche gab erstmals ein deutscher Bankmanager zu,
dass diese Situation ein Problem darstelle. ?Die Banken geben bei
weitem nicht so viele Kredite, wie es für den Mittelstand
erforderlich ist?, sagte KfW-Chef Hans Reich dem Handelsblatt. Die
Auftragsbücher vieler Firmen seien voll, könnten aber wegen fehlender
Finanzierung nicht abgearbeitet werden.
Bei einer Umfrage des manager magazins unter 350 Mittelständlern in
wirtschaftlichen Schwierigkeiten gaben 40 Prozent an, die
Kreditvergabe sei ein Hauptproblem. Der Arbeitsmarkt rangierte weit
dahinter, nur 15 Prozent hielten den Flächentarifvertrag für
hinderlich..."

> D krankt wie F an überbordender Sozial- und Arbeitsgesetzgebung
das sind reine neoliberale Dogmen.

Die Arbeits- und Sozialbudgets würden zum Beispiel nicht kranken,
wenn die Anzahl der Versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse
nicht durch politische Maßnahmen rückläufig wäre, wenn das
Lohnniveau(!) nicht rückläufig wäre, wenn Frühpensionierungen und
damit die Entlassungsproduktivität nicht sozialisiert, sondern 
stärker von Unternehmen getragen würden.
Du hast als PRO-Beispiel die Schweiz genannt, die Schweiz stellt aber
leider ein sehr schlechtes Beispiel dar, da diese eine Sonderstellung
einnimmt, ähnlich übrigens wie die USA (Weltwährung und
"unbegrenzter" Kreditrahmen) und auch GB, welche ihre Wirtschaft
vorallem durch exorbitante Verbraucherkredite (und eben auch entgegen
der Ideologie: Staatskredite) und Immobilienhypotheken am Laufen
halten. Es gibt sehr gute Beispiele, wo die klassischen , von dir
oben genannten Rezepte sich verheerend ausgewirkt haben, siehe
Spanien, siehe Griechenland oder schlichtweg nichts bewirkt haben.
> (Stichwort: Frühpensionierungen, AL-Hilfe).
Im Prinzip ist das ganze so wie so nur ein Gerede um den heißen Brei:
Es geht nur noch um die "Race To the bottom", die Vorteile, welche
sich Länder hierbei vorrübergehend verschaffen können, sind
letztendlich nur temporär, das Ganze an sich absurd....denn das Ziel
der neoliberalen Ideologie sind doch minimalste Arbeits"kosten" und
damit faktisch Massenverarmung, nicht wahr?

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