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  • frenhead

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2002

Die guten Zeiten sind vorbei

Ich bin gerne Verschwörungstheoretiker. Ich liebe es, ein neu
runtergeladenes Webarchiv zu entpacken und in den Datenpool zu
tauchen und mir die Bildchen auf den Kopf prasseln zu lassen. :-)
Unglaubliches Material - flammende Traktate, hanebüchene Theorien und
Ehrfurcht gebietende Originaltexte, eine riesige Comic-Blase, frei
verfügbar, spannender als die meiste billige Science Fiction (wo es
ja auch feine Sachen gibt). Der Reiz liegt darin, dass unsere
Wirklichkeit™ immer wieder neu interpretiert wird, in alle Richtungen
gebogen und auf die aberwitzigsten Aspekte zurückgeführt.

Natürlich lassen mich die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt auch
nicht kalt, aber ich versuche meinen Humor nicht zu verlieren und bin
bisher nicht übers gesunde Mass hinaus paranoid.

<larmoyanz>
Das waren noch Zeiten, als alternative Sichtweisen des Weltgeschehens
keine Sau interessierten, als man sich als konspirologischer
Einzelkämpfer und Medienguerrilla mit hochgeschlagenem Mantelkragen
durch die Niederungen des Netzes bewegte.
Jetzt wird die Konspirologie aus ihrem gemütlichen Underground ins
Scheinwerferlicht unserer Republik gezerrt und den billigen
Pauschal-Definitionen der Mainstream-Trittbrettfahrer unterworfen.
Vorbei die Zeiten, da man sich gelegentlich im Gespräch als
Konspirologisch interessierter outen, und auf die (sicheren)
Nachfragen hin seine _eigene_ Definition dieser Tätigkeit und ihrer
Hintergründe anbringen konnte.

Wir haben die Definitionshoheit an den Spiegel und die ÖR verloren,
von jetzt an werden wir uns mit Parakleten und anderen Flachköppen
herumschlagen müssen:

>[Beliebiges Zitat vom Parakleten einfügen]
oder: "Sie beschäftigen sich mit Verschwörungstheorien? Aber dann
sind Sie ja ein Antisemit!"  oder: "Hey, den Mahler find ich auch
cool", oder auch: "Glauben Sie das echt, dass Diana ...?"

Stellen wir uns darauf ein, damit es uns nicht ergeht wie A. von
Bülow bei Maischberger (Er hätte sich _echt_ besser vorbereiten
können, peinlich war das).
</larmoyanz>

Aber vielleicht gibts auch Anlass zur Hoffnung: Der Spiegel hat sich
immerhin die Mühe gemacht, und einige Fakten selbst recherchiert und
der WDR hat AFAIK (habs nicht gesehen) jemand nach London geschickt
um Bröckers in einigen Punkten zu widerlegen. Über die Qualität der
Recherche lässt sich streiten, aber man kann sagen Bröckers hats
geschafft: Er hat den Mainstream auf die Spur gesetzt! Ist das nicht
immer seine Forderung gewesen? Wenn der VT-Hype vorbei ist, werden
vielleicht einige Fragen mehr hängenbleiben als bisher.

Im Sinne der Aufklärung des WTC-Attentats ist das doch ein Schritt in
die richtige Richtung.

---------------
Robert Anton Wilson:

mein ratschlag an alle sind die letzten worte buddhas:
"zweifle und finde dein eigenes licht."
oder wie [aleister] crowley schrieb: "ich schlief mit dem vertrauen
und sah am morgen, dass es ein leichnam war. ich trank und tanzte die
ganze nacht mit dem zweifel und sah am morgen, dass er jungfräulich
war." zweifel ist ein langes leiden, aber es ist gütig; zweifel
schützt vor vielen sünden; zweifel bläht sich nicht selber zum dogma
auf. halte dich nun an diese drei dinge: zweifel, hoffnung,
nächstenliebe – das wichtigste davon ist der zweifel. mit zweifel ist
alles möglich. jede andere einheit innerhalb des universums – die
göttin selbst inbegriffen – könnte dich zu betrügen versuchen. alles
ist show-biz.
---------------

gruss

fren

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