Ich habe keine "Hoffnung."
Nach "Hoffnung" - was auch immer das in deinem Sinne infolge der Gänsefüßchen geworden sein mag - habe ich auch nicht gefragt, sondern nach Hoffnung. Und ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die von dem Konflikt in der Ukraine mehr als nur entfernt gehört haben und KEINERLEI Wünsche hinsichtlich des Ausgangs dieses Konflikts haben.
Die Idee, dass eine Bevölkerung, die gerade vom Nachbarstaat überfallen und zu Klump geschossen wird, sich ausgerechnet mit dem Angreifer "vereinigen" möchte, erscheint mir nur ziemlich weltfremd.
Geht mir genauso.
Was auch immer es mal für Sympathien für den russischen Staat in der Ukraine gab, Putin hat sie spätestens im Februar 2022 weggebombt und wohl für immer
Die Sympathien in der Ukraine für den russischen Staat waren geteilt, solange es die Ukraine gibt. Ich will jetzt nicht holzschnittartig eine Grenze entlang des Dnepr ziehen, und ich will auch nicht die Sympathien derjenigen, die im Alltag russisch sprechen oder zumindest bis 2014 sprachen und die sich als Russen bezeichnen würden, für Russland bewerten. Nehmen wir den Donbass. Die Grenze zwischen der Ukraine und Russland war über viele Jahrzehnte in den letzten 100 Jahren so durchlässig, dass alle, die gemeint haben, sie könnten es in der Ukraine nicht aushalten, wohl ohne allzu große Probleme nach Russland auswandern konnten - und umgekehrt. Sie haben es nicht in einem für mich erkennbaren Ausmaß getan. Also hielten sich die Sympathien anscheinend in Grenzen.
Im Westen der Ukraine würde ich für alle bisherigen und auch alle absehbaren künftigen Zeiten der Ukraine eher von punktuellen/vereinzelten Sympathien für Russland ausgehen.
Da stellt sich in der Gesamtschau die Frage, ob verlierbare Sympathien für Russland jemals ein Entscheidungskriterium war. Russland selbst argumentiert stets mit Sicherheitsinteressen; das mag man für angemessen halten oder nicht. Und bevor die Frage kommt: Nein, eine Nachbarbevölkerung zu überfallen und zu Klump zu schießen, halte ich weder für ein legitimes Motiv, um Sicherheitsinteressen zu wahren, noch für dafür geeignet.
Ich denke, die Meinungsverschiedenheiten werden beginnen, wenn wir uns darüber auseinandersetzen, ob das nicht nur für die Außenbeziehungen eines Staates gilt, sondern auch im Binnenverhältnis, also für Bürgerkriege. Ich denke, jeder vernünftige Mensch würde Menschenrechte nicht nur Bürgern anderer Staaten zubilligen, sondern auch dem Menschen auf der anderen Seite der Straße oder des Flusses. Sollte diese Frage positiv beantwortet werden - alles andere würde ich für weltfremd..., hm..., nein, für nicht nachvollziehbar halten -, könnte man die ukrainische Geschichte vom Winter 2013/2014 bis zum Winter 2021/2022 daran spiegeln.
Ferner erwarte ich eine Kontroverse, wenn ich "Bevölkerung" aufteile in die Zivilbevölkerung und in das Personal bewaffneter Organe. Gewiss, sie alle sind Menschen und haben damit Menschenrechte, aber weder die Haager Landkriegsordnung noch die Genfer Konvention sind auf meinem Mist gewachsen, und diese unterscheiden eben sehr wohl zwischen unbewaffneten und bewaffneten Menschen.
Ukrainische Aktivisten haben vor der russischen Botschaft in Berlin eine Statistik sichtbar gemacht - und vielleicht tun sie es noch immer und aktualisieren sie fortlaufend -, aus der die Zahl der militärischen und zivilen Opfer auf ukrainischer Seite hervorging bzw. hervorgeht. In meiner - unmaßgeblichen - Erinnerung war die Zahl der militärischen Opfer höher als die der zivilen, und das will aus zwei Gründen etwas heißen:
1. Militärische Opferzahlen der eigenen Seite werden in jedem Krieg kleingerechnet (und die der anderen Seite übertrieben). 2. Die Zahl der bewaffneten Kämpfer in der Ukraine ist viel kleiner als die Größe der Zivilbevölkerung.
Man kann also davon ausgehen, dass die Russen nicht wahllos alles "zu Klump" schießen, sondern ziemlich gezielt militärische Kräfte. Mir ist auch kein Krieg bekannt, in dem Feuerstürme wie in Hamburg oder Dresden mit immensen zivilen Opfern irgendwas am militärischen Handeln der betroffenen Seite geändert hätten. Zivilisten sind dem militärischen Geschehen fast immer nur "im Weg". "Günstigstenfalls" taugen sie als Deckung in der Hoffnung, der Gegner möge sich scheuen, auf Zivilisten zu schießen. Ein "sauberes" Schlachtfeld wie die irakische Wüste ist der absolute Ausnahmefall. Stattdessen kühlt in fast jedem Krieg fast jede Kriegspartei ihr Mütchen an Alten, Frauen und Kindern - was blanker Terror ist, denn militärisch ändert dies wenig bis gar nichts.