Nostiens schrieb am 22. Januar 2010 18:08
> Merken tun es viele. Es kann mir keiner erzählen, die Architekten
> wüssten zumindest zum Teil nicht was sie tun. Na und? Dann wird eben
> ne neue Hartzrunde aufgelegt, die Zeitparasiten (oder Zeitarbeit, wie
> sich das heutzutage nennen mag) gesetzlich gestärkt, die
> Sozialleistungen zurückgefahren, der Arbeitsmarkt überhaupt
> flexibilisiert, die Verluste der Profiteure aus Steuermitteln
> ausgeglichen usw.
Ja, davon ist auszugehen. Wobei ihnen aber klar sein müsste, dass die
Schrauben selbst bei einer Bevölkerung wie der deutschen, die unsere
jahrhunderte- bis jahrtausendelange "Kultur" aus Kapitalismus und
Religion besonders erfolgreich zu guten Untertanen konditioniert hat,
selbst heute noch etwa dazu neigen, als Hartz-IV-Opfer die Ursachen
für ihre Situation zuerst bei sich selbst zu suchen, nur begrenzt
angezogen werden können. Die Grenzen sind ja bereits jetzt erreicht
und teils schon unterschritten, unter denen sich selbst
Grundbedürfnisse nicht mehr zuverlässig befriedigen lassen.
Dass die "Architekten", dass die Politik auch das mittlerweile
begreift, zeigt sich in den jüngsten Diskussionen innerhalb der
konservativ-wirtschaftsliberalen Regierungsparteien. Selbst in der
CDU mehren sich die Stimmen, die für eine Ent- statt Verschärfung von
Hartz IV plädieren, und Hardcore-Asozialpolitiker wie Koch scheinen
in dieser Hinsicht selbst dort an Boden zu verlieren. (Nicht dass
deswegen jetzt die große soziale Welle in der deutschen Realpolitik
zu erwarten wäre.)
> Die Gewinne der Architekten stört das alles nicht
> weiter. Das stört die erst wenn letzteres nicht mehr geht. Und dann
> merken sie das auch im Portemonnaie, nicht nur die Hartzer, Rentner,
> Kranken etc. Aber all die Maßnahmen die die Vasallen der Wirtschaft
> anleiern, schaffen das Vertrauen für die nächste Zockerrunde und es
> kann weitergehen. Es geht ja auch weiter. Über Verluste brauchen die
> Oberen zehntausend oder die im Rotationsverfahren nachrückenden nicht
> oder nur im geringen Maß zu klagen.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Dagegen sprechen die Einbrüche auch
in solchen Unternehmenssektoren, die speziell diese Klientel
bedienen. Das ist ja auch der entscheidende Unterschied von 2009
gegenüber den Jahren zuvor: Diesmal ist eben nicht nur die
Arbeitslosigkeit wieder gestiegen, sind nicht nur die Reallöhne
wieder abgesackt, sind nicht bloß weiter in großem Stil
unterhaltssichernde Vollzeitstellen in prekäre Teilzeitjobs und
geringfügige Beschäftigungen umgewandelt oder an – womöglich
demselben Konzern angehörende – erheblich schlechter zahlende
Leiharbeitsfirmen ausgelagert worden, diesmal ist die Wirtschaft
nicht nur langsamer gewachsen, diesmal ist sie geschrumpft, und
diesmal sind die Unternehmensgewinne nicht schon wieder weiter ins
Obszöne und Megaobszöne gewachsen, sondern zum Teil drastisch
zurückgegangen.
Das hat bis jetzt von Einzelfällen abgesehen noch kaum Unternehmer
sich vor den Zug werfen, noch kaum Finanzinvestoren oder Manager aus
dem Hochhaus springen lassen, aber ich bin sicher, dass man dort
nicht nur zu ahnen, sondern auch zu spüren beginnt, wohin der Zug
fährt.
> Also was soll man machen? Man verhindert den Sozialabbau und den
> Diebstahl von Zeit und Arbeitskraft, dann kann man darüber
> diskutieren und für ein Einsehen werben, dass das System für jeden zu
> teuer ist. Nicht nur für die ohnehin verachtete und machtlose
> "Masse". Dann wären Änderungen vielleicht möglich und würden
> vielleicht diskutiert.
Genau so sieht es aus.
> Nachtrag: für ander fiese Instrumente wie gegenseitiges Außspielen
> der Bevölkerung oder gar das anleiern von Kriegswirtschaft gilt es
> natürlich auch zu verhindern. Keine abartigen Auswege offenlassen.
Ja!
Grüße,
d. d.
> Merken tun es viele. Es kann mir keiner erzählen, die Architekten
> wüssten zumindest zum Teil nicht was sie tun. Na und? Dann wird eben
> ne neue Hartzrunde aufgelegt, die Zeitparasiten (oder Zeitarbeit, wie
> sich das heutzutage nennen mag) gesetzlich gestärkt, die
> Sozialleistungen zurückgefahren, der Arbeitsmarkt überhaupt
> flexibilisiert, die Verluste der Profiteure aus Steuermitteln
> ausgeglichen usw.
Ja, davon ist auszugehen. Wobei ihnen aber klar sein müsste, dass die
Schrauben selbst bei einer Bevölkerung wie der deutschen, die unsere
jahrhunderte- bis jahrtausendelange "Kultur" aus Kapitalismus und
Religion besonders erfolgreich zu guten Untertanen konditioniert hat,
selbst heute noch etwa dazu neigen, als Hartz-IV-Opfer die Ursachen
für ihre Situation zuerst bei sich selbst zu suchen, nur begrenzt
angezogen werden können. Die Grenzen sind ja bereits jetzt erreicht
und teils schon unterschritten, unter denen sich selbst
Grundbedürfnisse nicht mehr zuverlässig befriedigen lassen.
Dass die "Architekten", dass die Politik auch das mittlerweile
begreift, zeigt sich in den jüngsten Diskussionen innerhalb der
konservativ-wirtschaftsliberalen Regierungsparteien. Selbst in der
CDU mehren sich die Stimmen, die für eine Ent- statt Verschärfung von
Hartz IV plädieren, und Hardcore-Asozialpolitiker wie Koch scheinen
in dieser Hinsicht selbst dort an Boden zu verlieren. (Nicht dass
deswegen jetzt die große soziale Welle in der deutschen Realpolitik
zu erwarten wäre.)
> Die Gewinne der Architekten stört das alles nicht
> weiter. Das stört die erst wenn letzteres nicht mehr geht. Und dann
> merken sie das auch im Portemonnaie, nicht nur die Hartzer, Rentner,
> Kranken etc. Aber all die Maßnahmen die die Vasallen der Wirtschaft
> anleiern, schaffen das Vertrauen für die nächste Zockerrunde und es
> kann weitergehen. Es geht ja auch weiter. Über Verluste brauchen die
> Oberen zehntausend oder die im Rotationsverfahren nachrückenden nicht
> oder nur im geringen Maß zu klagen.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Dagegen sprechen die Einbrüche auch
in solchen Unternehmenssektoren, die speziell diese Klientel
bedienen. Das ist ja auch der entscheidende Unterschied von 2009
gegenüber den Jahren zuvor: Diesmal ist eben nicht nur die
Arbeitslosigkeit wieder gestiegen, sind nicht nur die Reallöhne
wieder abgesackt, sind nicht bloß weiter in großem Stil
unterhaltssichernde Vollzeitstellen in prekäre Teilzeitjobs und
geringfügige Beschäftigungen umgewandelt oder an – womöglich
demselben Konzern angehörende – erheblich schlechter zahlende
Leiharbeitsfirmen ausgelagert worden, diesmal ist die Wirtschaft
nicht nur langsamer gewachsen, diesmal ist sie geschrumpft, und
diesmal sind die Unternehmensgewinne nicht schon wieder weiter ins
Obszöne und Megaobszöne gewachsen, sondern zum Teil drastisch
zurückgegangen.
Das hat bis jetzt von Einzelfällen abgesehen noch kaum Unternehmer
sich vor den Zug werfen, noch kaum Finanzinvestoren oder Manager aus
dem Hochhaus springen lassen, aber ich bin sicher, dass man dort
nicht nur zu ahnen, sondern auch zu spüren beginnt, wohin der Zug
fährt.
> Also was soll man machen? Man verhindert den Sozialabbau und den
> Diebstahl von Zeit und Arbeitskraft, dann kann man darüber
> diskutieren und für ein Einsehen werben, dass das System für jeden zu
> teuer ist. Nicht nur für die ohnehin verachtete und machtlose
> "Masse". Dann wären Änderungen vielleicht möglich und würden
> vielleicht diskutiert.
Genau so sieht es aus.
> Nachtrag: für ander fiese Instrumente wie gegenseitiges Außspielen
> der Bevölkerung oder gar das anleiern von Kriegswirtschaft gilt es
> natürlich auch zu verhindern. Keine abartigen Auswege offenlassen.
Ja!
Grüße,
d. d.