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  • demon driver

mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.2000

Re: Dafür habe ich noch keinen Beweis gesehen

breinlass winker schrieb am 22. Januar 2010 17:02

> Das das unendliche Wachstum nicht möglich ist, ist nur eine Theorie,
> ich habe zumindest immer noch keinen Beweis gesehen. Spontan fallen
> mir zahlreiche Möglichkeiten zur Wachstumssteigerung ein, z.B. im
> virtuellen Raum und im realen Raum außerhalb unseres Planeten.

Auch die Unmöglichkeit "unendlichen Wachstums", "bewiesen" oder nicht
(wobei schon auch verblüffend ist, wofür viele Leute in dem
Zusammenhang allen Ernstes noch "Beweise" brauchen), ist nicht der
primäre Grund, sondern eine seit Jahrzehnten in ihrem Zunehmen
beobachtbare, seit hundertfünfzig Jahren als Prinzip erklärbare,
technologiefortschrittsbedingte Unmöglichkeit jedes profitbasierten
Wirtschaftens, genug Profit für das Aufrechterhalten funktionierender
Volkswirtschaften zu erzielen. 

> Aber davon abgesehen. selbst wenn es stimmen würde, was wäre denn das
> Alternativkonzept? Und zwar bitte eines, dass sich auch
> _real_einführen_ lässt.

Tut mir schrecklich leid, wenn ich jetzt kein ausformuliertes
Wirtschafts- und Gesellschaftskonzept aus der Tasche zaubern und auch
gleich noch bei TP detailgenau veröffentlichen kann. 

Wenn die Menschheit nicht sieht, was auf sie zukommt, und es
versäumt, ihre geistigen Ressourcen zu genau dem Zweck zu bündeln und
zu koordinieren, um das zu erarbeiten, was du da forderst, ist das
nicht meine Schuld. Ich kann nur darauf hinweisen, was auf sie
zukommt. Das immerhin lasse ich mir nicht nehmen.

Zumal ich bis dahin, solange alles noch nicht ganz zusammengebrochen
ist, einen Großteil meiner eigenen Ressourcen dafür benötige, meine
eigene Existenz zu sichern.

(*Ansätze* für Alternativkonzepte, auf denen sich aufbauen ließe,
gibt es im übrigen seit wiederum ca. hundertfünfzig Jahren doch
eigentlich genug. Der wohl jüngste, wenn auch unvollkommen und
vielleicht auch in mancher Hinsicht zweifelhaft, aber immerhin doch
mal ein Ansatz, ist das Konzept der Peer-Produktion, wie es von
Christian Siefkes in http://peerconomy.org/wiki/Deutsch entworfen
wird.)

> Das herrschende System könnte IMO durchaus noch die Zeit überbrücken,
> die wir brauchen, um aus den Zwängen der Ressourcenknappheit
> auszubrechen -> wenn die durch unregulierten Kapitalismus
> entstehenden, krassen Auswüchse unter Kontrolle gebracht werden
> könnten. Das ist zwar auch nicht wahrscheinlich, aber dennoch
> _wesentlich_ eher erreichbar als eine Totalrevolution mit folgendem
> kontrollierten Neuaufbau eines noch nicht mal erdachten Systems. 

Das ist aber keine Frage von Wahrscheinlichkeiten, sondern, egal wie
"unwahrscheinlich" alles andere sein mag, eine Kapitalismussanierung
durch Regulierung ist aus den dem Kapitalismus unveränderlich
innewohnenden Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhängen schlicht und
einfach nicht möglich.

> Daher sehe ich Organisationen, die die erwähnten Auswüchse des
> Kapitalismus einzudämmen versuchen, als äußerst wertvoll an.

So dachte ich auch mal. Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass
solche Versuche nur vertane Arbeit und verlorene Zeit sind.

Klar, man muss, solange das existierende System besteht, dafür
sorgen, dass es den Schwächsten nicht weiter immer schlechter geht,
während sich die Wirtschaftseliten weiter in obszönem Maß bereichern,
dass die Härten des Niedergangs für die immer größere Zahl von
prekären Lebens- und Arbeitssituationen Betroffener etwas abgefangen
werden, und man muss den Herrschenden immer wieder und immer
deutlicher klarmachen, dass es ihre Aufgabe ist, die Bedürfnisse
ihrer Untertanen zu befriedigen, nicht die Erwartungen von Industrie,
Wirtschaft und Finanzwesen, egal wie sie dafür sorgen mögen, aber das
Wirtschaftssystem an sich ist für eine wirkliche, breite oder gar
anhaltende Verbesserung der Lebensbedingungen nicht mehr geeignet.
Weltweit schon sowieso nicht, aber inzwischen nicht mal mehr auch nur
innerhalb der reichen Kernländer der Industrialisierung.

Grüße,
d. d.

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