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  • SJSharky

2 Beiträge seit 27.03.2021

Antwort Konicz

Ich wurde durch Tomasz Konicz gebeten diese Antwort online zu stellen:

Lieber Herr Neuber,

da ich hier in den TP-Foren kein Schreibrecht habe, maile ich diese Antwort durch den Account eines Bekannten. Es verwundert mich sehr, dass Sie auf Forenbeiträge eingehen, ohne vorher einen Blick auf deren Quelle zu werfen. Ist es zu viel verlangt, als Chefredakteur einen kurzen Blick auf meine Homepage zu werfen, bevor man antwortet? Oder mir eine kurze Mail zu schreiben? Muss das wirklich öffentlich sein? Sie nötigen mich jetzt, hier ebenfalls explizit öffentlich Stellung zu beziehen. Das ist nicht gerade klug von Ihnen.

Ich habe nie behauptet, dass ich nicht mehr generell schreiben darf, sondern, dass sich "meine publizistischen Spielräume verengten" und ich "nicht mehr in der Lage (sei), in gewohnten Umfang die gewohnten Themenbereiche kritisch zu bearbeiten" - ohne Telepolis explizit zu erwähnen.

Siehe:
http://www.konicz.info/?p=4328

Dies ist eine höfliche Umschreibung für die in der Branche übliche Strategie der Marginalisierung und Schikanierung, mit der man unliebsame Autoren nach langjähriger Zusammenarbeit sukzessive herausekelt. Und das ist ja wohl etwas, das Sie kaum abstreiten können - ich kann nach einer Reihe von Auseinandersetzungen nicht mehr in der Art über die Themen schreiben, wie ich es vor 2021 tat.

Zur Not, wenn Sie darauf bestehen, da Ihnen offensichtlich an einer öffentlichen Auseinandersetzung gelegen ist, werde ich ein letztes Mal die Mühe auf mich nehmen, um unter Auswertung der Korrespondenz der letzten Monate dies öffentlich in aller Ausführlichkeit in einer Textserie darzulegen. Den Lesern könnten so Einsichten in die neuen Machtstrukturen verschafft werden, die in ehemals alternativen Medien herrschen. Geben Sie doch bitte Bescheid. Gerne auch wieder öffentlich. Interesse an den Vorgängen bei TP ist ja durchaus gegeben.

Das Ganze liesse sich ausbauen, um das Querfront-Spektrum aus der pol. Zombiegruft der Linkspartei zu beleuchten, das nun bei Telepolis den Ton angibt, Kritik nicht duldet und - so scheint es mir zumindest - mit Verlagsdeckung einstmals gegebene publizistische Spielräume und Freiheiten beseitigt. Tendenz: Querfront, rechtsoffener Wagenknecht-Wahn und als "Kritik" verkleidete Querdenker-Schwurbelei wird forciert, einstmals mögliche, radikale Ideologie- und Systemkritik wird marginalisiert. Telepolis ist keine kritische Nische im deutschen Medienzirkus mehr - und Ihre Aufgabe besteht nur darin, die bröckelnde Fassade eine Zeit lang noch aufrecht zu erhalten, indem rechtsoffener Opportunismus als Opposition verkauft wird. Meine Prognose: Der Laden wird mittelfristig zu einem Wagenknecht- und Querfront-Organ verkommen, in dem alte Linke und neue Rechte verschmelzen.

Ach ja, und wo wir schon dabei sind, um dies en passant abzuschließen: es wäre nett, wenn der Heise-Verlag alle vier meiner Telepolis-Ebooks aus dem Programm nähme, die ich in den letzten 13 Jahren anfertigte (Honorarvereinbarungen wurden ohnehin von Rötzer mehrmals gebrochen - wir können das auch gerne öffentlich debattieren). Das ist doch nun wirklich zu lächerlich: Ein guter Überblick über das politische Spektrum, für das Sie als Bundestagsmitarbeiter tätig waren (Und dessen Vertreter Sie jetzt bei TP interviewen, während Sie meine Texte säubern lassen), findet sich ironischerweise in meinem Telepolis-Ebook „Faschismus im 21. Jahrhundert“, im Unterkapitel zur Querfront. Es scheint mir nun, als ob die Studienobjekte meines Ebooks den Laden, für den ich es erstellte, im Grossen und Ganzen übernommen haben. 2021 ist tatsächlich noch irrer als 2020.

Noch ein letzter öffentlicher Tipp: Lassen Sie das mit den Forenbeiträgen als Chefredakteur. Das kann noch wirklich bös ins Auge gehen.

Liebe Grüsse,

Tomasz Konicz

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